Gespräch mit dem Verleger
Gespräch mit dem Verleger
von Sören Heim
„Komm in den totgesagten park“ hat der Verleger gesagt.
„Na, das fängt ja schon mal fulminant an“, hat er gesagt.
„Da hat man richtig so … wie heißt das noch? … Na, Bilder im Kopf. Ja“, hat er gesagt, „aus Ihnen wird mal was ganz Großes.
Aber ehrlich, dann „Der reinen wolken unverhofftes blau / Erhellt die weiher und die bunten pfade“, na also ihm gefalle das ja, sicher und vom Inhalt sei das ja auch… aber ob man das nich’n bisschen eindringlicher aufbauen könne? Toter Park, stiller Weiher, das habe natürlich was. Aber doch jetzt keine Helligkeit! Und, mein Gott, nix Buntes!
„Die späten rosen welkten noch nicht ganz…“ das fände er dann wieder au-ßer-ge-wöhnlich, also, toll, hat der Verleger gesagt.
Denke man, naja, „an was Gruseliges halt … vielleicht an … ja warum denn nicht… an Vampire!“
Das ganze „annere Blumegelump“ drumrum müsse natürlich weg, hat der Verleger gesagt…
Ja, und? Jetzt spann mich doch mal nicht so auf die Folter. Wird er dein Gedicht nun drucken?
Gedicht? Drucken? Einen ganzen Roman soll ich draus machen. Zwielicht. BISS im Totgesagten Park. Sowas halt. Das würd dann weggehen wie Popcorn im Schweinestall. Hat der Verleger gesagt… Einen ganzen Roman, Mann! Dass ich das noch erleben darf…
*nach dem Gedicht von Stefan George:
Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade.
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.
Dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau
Von birken und von buchs, der wind ist lau.
Die späten rosen welkten noch nicht ganz.
Erlese küsse sie und flicht den kranz.
Vergiss auch diese lezten astern nicht.
Den purpur um die ranken wilder reben
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht