08.05.2022 – 15 Uhr: Kunstverein Fischerhude. Führung durch die Ausstellung “Heinrich Breling und seine Tochter Louise”
Am Sonntag, den 8. Mai um 15:00 Uhr führt Wolf-Dietmar Stock durch die Ausstellung “Heinrich Breling und seine Tochter Louise”. Dabei steht ihr “Selbstporträt mit Kopftuch” aus dem Jahr 1930 im Fokus der Betrachtung.
Die vierte Folge der Breling-Ausstellungen zeigt neben seinen großformatigen Meisterwerken wie der Kornernte, den Bauern auf dem Weg zur Mahd und dem Lichtstrahl, vier Selbstporträts. Heinrich Breling hatte sich 1911 das Ziel gesetzt, jeder seine 6 Töchter ein Bildnis von sich zu hinterlassen.
Nachdem er bereits als Junge Fischerhuder Bauern auf dem Totenbett gezeichnet hatte, war der Pastor auf die Idee gekommen, dass Heinrich noch zu den Lebzeiten Abbilder von den älteren Bauern zeichnete. Daran hat sich der Maler jetzt erinnert, als er für seine Töchter ein Selbstporträt malte. Jedes Porträt stellte eine persönliche Beziehung zu der jeweiligen Tochter her.
Louise Modersohn wurde am 3. März 1883 in München als zweite von 6 Töchtern von Heinrich Breling und seiner Frau Amalie in München geboren. Louise hatte Stimme und Talent von ihrem Großvater, dem stimmgewaltigen Wirt des Münchner Ratskellers, Tenor Mayer, geerbt und begann nach dem Fortzug der Familie im Jahr 1992 nach Hannover eine Gesangsausbildung als Opern-und Oratoriensängerin, die sie in Berlin fortsetzte.
Das Schicksal wollte es, dass sie im Jahr 1908, als Heinrich Breling das Richtfest seines Hauses in der Bredenau feierte, nach Fischerhude kam und hier den Worpsweder Maler Otto Modersohn kennenlernte. Otto Modersohn gehörte zu den Bewunderern von Heinrich Brelings Kunst. Er hatte den Maler bereits 1896 kennengelernt, als er auf einer Wanderung mit seinem Worpsweder Malerkollegen und Freund Fritz Overbeck Fischerhude entdeckt hatte.
Seit er seinen Gönner, Ludwig II. von Bayern, verloren hatte, verdiente er sein Geld als Schlachtenmaler des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. Aber es gab auch große Durststrecken, zumal alle Töchter eine gute Ausbildung erhalten sollten.
Trotz allen gelang es Heinrich, in Fischerhude ein Grundstück zu erwerben und ein Haus zu bauen. Zum Richtfest war auch Otto Modersohn eingeladen und so lernte er Louise kennen, die aus Berlin angereist war, um diesen besonderen Tag mitzuerleben. Otto Modersohn war begeistert von ihr und bereits ein Jahr später fand im Brelinghaus die Hochzeit der beiden statt.
Louise gab dann ihre Gesangsausbildung auf und widmete sich an der Seite Otto Modersohns fortan der Malerei.
So wie ihre Mutter Amalie ihr das Klavierspielen gelehrt hatte, hatte Heinrich ihr auch bereits als Kind Malunterricht gegeben.
Ihre künstlerische Prägung schilder sie so: »Ich wurde in ein echtes Künstlerleben hineingeboren und nahm schon früh an Zeichenkursen teil, die in meines Vaters Atelier stattfanden. Unsere größte Freude war es, das Wachsen und Gedeihen großer Werke miterleben zu dürfen. Früh lernten wir als Kinder begreifen, dass echte Kunst und Wahrheitsliebe zusammengehören und Genie sich oft in ein äußerlich bescheidenes Gewand hüllt.«
Der Bremer Kunstwissenschaftler Jürgen Schultze äußert sich in dieser Hinsicht über Louises Kunst:
»Letztlich ist Louises Modersohns Werk das einer Autodidaktin. Mag dies einen Mangel an Schulung in regelrechtem Sinn bedeuten, so gewinnt es gerade dadurch die Kraft seiner unmittelbaren Wirkung.«
Im Giebel stellt die Bremer Künstlerin Akkela Dienstbier aus. Unter dem Titel “Natur Pur” sammelt sie wirkliche, der Natur entnommene Materialien wie Diesteln, Samen und Blüten und bringt sie in eine neue poetische Form.
Die Ausstellung in Buthmanns Hof, Im Krummen Ort 2, Fischerhude ist von Donnertag bis Sonnabend von 14:30 bis 17:30 Uhr geöffnet und am Sonntag von 11:30 bis 17:30 Uhr.
Wir würden uns über eine Vorankündigung sehr freuen.
Mit schönen Grüßen
von Wolf-Dietmar Stock
Anliegendes Bild: Louise Modersohn-Breling, Selbstporträt mit Kopftuch, um 1930
Das Bild wurde von Wolf-Dietmar STock für diese Nutzung freigegeben.