Eigentlich gut
Rezension von Claudia Grothus
Cornelia Roffler, „Eigentlich gut“, Edition Maulhelden, Zürich 2024, ISBN 978-3-907248-11-9, Hardcover, € 25,00
Stell dir vor, du gehst auf eine Gartenparty mit lauter angenehmen Frauen, stehst dort, hältst dein Glas in der Hand, wandelst von Grüppchen zu Grüppchen, sprichst hier ein paar Worte, lauschst da in ein Gespräch hinein. Ein heller, lauer Sommerabend voller Smalltalk und als Weisheit verpackter Allgemeinplätze.
Keine Frage: Ein netter Zeitvertreib. Durchaus unterhaltsam, entspannend, amüsant, mal etwas anderes.
Hinterher kannst du dich kaum daran erinnern, wer was gesagt hat oder worüber überhaupt gesprochen wurde.
Genauso ist es mir mit „Eigentlich gut“ ergangen. Auf den ersten zehn Seiten werden gefühlte 20 Protagonistinnen vorgestellt, deren Persönlichkeit man sich bei dieser Schlagzahl unmöglich merken kann, aber auch nicht muss. Sie stehen da alle auf dieser Party herum – oder sitzen, oder flanieren, oder essen, oder trinken. Und sie sagen Dinge. Sie erzählen irgendetwas. Die Themen reihen sich fast zusammenhanglos aneinander. Männer, Sex, Kunst, Bücher … Nichts wird vertieft, alles bleibt eine Anekdote, ein Einwurf.
Es ist nicht langweilig. Man liest immer weiter. Und vergisst das Gelesene sofort wieder. War jetzt diese Claudia die Tochter von Erika? Oder umgekehrt? Egal.
Etwa in der Mitte des Buches angekommen, habe ich größte Lust, die Gartenparty mit einer in bedauerndem Tonfall vorgebrachten Entschuldigung zu verlassen und nach Hause zu gehen. Aber so schlimm ist es auch wieder nicht, dass es dieser Mühe wert wäre. Also hole ich mir noch einen Prosecco, nasche ein paar Erdbeeren und schlenderte weiter.
Kann man mal machen, so eine Party besuchen. Kann man auch mal lesen, so ein Buch. Wobei ich mich nicht zu der Aussage „eigentlich gut“ hinreißen lassen könnte. Eher zu „nicht wirklich schlecht“.
Am ehesten ist „Eigentlich gut“ ein nettes Frauen-Geschenk. Es ist hübsch gemacht und liegt gut in der Hand. Das gelbe Lesebändchen ist bei überschaubaren 124 Seiten in kleinem Format der reine Luxus und die Sprache ist angenehm eingängig. Da kann man „eigentlich“ nichts mit verkehrt machen.