A-N-G-S-T

A-N-G-S-T

von Sarah Königs

Ich hab Angst. Angst vor falschen Entscheidungen und falschen Vermeidungen, die dann wider Erwarten gut gewesen wären, wenn es keine gewesen wären.
Ich hab A-N-G-S-T. Die neue Krankheit.
Sie bedeutet Anderer Negativer Ganz Schrecklicher Tiefenfall. Fall hinein und verkrieche dich im Schneckenhaus, das du mit Gips zukleisterst.

Angst, mich aufzugeben oder aufgegeben zu werden. Angst, nicht dazuzugehören oder dazugehören zu wollen. Angst vorm anders Sein, anders als der Rest, anders als du und sie und einfach irgendwie anders.
Angst vor Spinnen und Angst vorm Erdkundelehrer, der erinnert an den Wolf aus „Rotkäppchen“, der darauf wartet, dass man vom Weg abkommt – indem man die falsche Antwort sagt.
Angst vor brodelndem Hass. Angst vor der Angst selbst. Angst, dass ich hier gar nicht so sicher bin, wie ich dachte, nicht ganz so sicher, wie ich es gerne will.
Angst verbreiten die, die Bomben zünden und Schrecken uns verkünden, während aus ihnen fette, haarige Spinnen auf uns zu kriechen, um ja die Angst hervorzulocken, die tief vergraben gewartet hat, bis sie hervorgeholt wird.

Angst vorm Verliebt sein, vorm Nochmal-dieselben- Fehler-Begehn und Liebestoll-imWahnsinn-vor-ihm-Stehn, während er sich nur fragt, was man eigentlich will.
Warum „er“? Warum nicht auch „sie“? Die Angst, sie besteht, die Angst, dass „sie“ so anders und komisch und falsch sein könnte. Angst vor fehlender Akzeptanz, Angst vor der Gesellschaft. Ob Angst negativ durchtrieben ist? Oder leise und behutsam uns höher schweben lässt – oder gar tiefer?

Tief in die Seele kriechen manche Ängste. Die Angst, zu versagen, zu vergessen, zu vergehn. Angst, dass wir allein da stehn, und niemand hört uns hoffen und flehn.
Nur die Angst. Sie hört dich. Neigt ihr Ohr hinunter und streckt begierig lange Finger aus nach dir.
Du ergreifst sie in deiner Not, sie weckt dich auf, sie ist bei dir, als du in der Klasse einen Vortrag hältst und auch, als du allein die dunkle Gasse entlanggehst, schleicht sie um dich herum wie Nebelschwaden.
Als beständiger Begleiter, auf die man sich verlassen kann.

Angst eben.

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