Auf der Suche nach einer neuen nationalen Identität
Die postsowjetische ukrainische Lyrik
Teil 1
Im Folgenden präsentieren wir eine dreiteilige Folge über die postsowjetische ukrainische Lyrik, die in der leider eingestellten Zeitschrift Asphaltspuren in den Jahren 2008ff zuerst erschienen ist.
Teil 1 führt in das Thema ein und präsentiert BU-BA-Bu, die erste wichtige postsowjetische Literaturgruppe der Ukraine. In Teil 2 wird die Vielfalt der literarischen Szene unmittelbar nach Perestrojka und Unabhängigkeit dargestellt. Teil 3 beschäftigt sich schließlich mit den aktuellen Entwicklungen und Autoren der letzten Dekade.
WWW, den 22.09.2015
Ihre zugetextet.com Redaktion
Über Jahrhunderte wurde das Territorium der heutigen Ukraine von verschiedenen Mächten beherrscht: von Polen, Habsburgern, russischen Zaren und Sowjets. Eine Nation ohne Staat also, deren Identität vor allem durch eine eigene Literatur aufrechterhalten wurde. Insbesondere die reiche Folklore und die darauf aufbauende Dichtung repräsentierten die Ukraine und ihren Widerstand gegen die Kolonialisierung. Der Nationaldichter Taras Schewtschenko (1814 – 1861) wurde als Prophet und Hüter des Ukrainertums gefeiert, eine Rolle, die viele Dichter nach ihm anstrebten.
Seit 1991 nun ist die Ukraine ein unabhängiger Nationalstaat. Die Gesellschaft bleibt jedoch entlang der historischen Bruchlinien weiterhin sehr heterogen, wie die orangene Revolution von 2004 mit ihrer Auseinandersetzung zwischen den Anhängern Juschtschenkos und Janukowitschs deutlich zeigte. Die grobe Einteilung verläuft zwischen einer nach Europa orientierten, vorwiegend ukrainisch sprechenden Bevölkerung im westlichen und zentralen Teil des Landes und den russophilen und vorwiegend russischsprachigen Einwohnern im Osten und Süden. „In der Regel beherrscht ein Schriftsteller eine der beiden Sprachen besser. Auch ich selbst habe einige meiner Essays ins Russische übersetzt und dabei festgestellt, dass mir im Russischen einige Nuancen und Ausdrucksmöglichkeiten fehlen. Mein Russisch ist viel ärmer als mein Ukrainisch. Autoren, die sich für das Russische entscheiden, werden von einem anderen Zentrum, von Moskau, angezogen.“ So der in Deutschland wohl bekannteste ukrainische Autor Jurij Andruchowytsch in einem Interview mit der NZZ vom 05. März 2007.
So stellt sich die Frage: Was ist eigentlich ukrainische Lyrik? Gehören dazu auch Gedichte aus der ukrainischen Diaspora oder Gedichte auf russisch oder in einer der Minderheitensprachen der Ukraine geschrieben wurden? Die lebendige und sehr produktive Literaturszene betrifft Lyrik, die in der Ukraine entstanden und in ukrainischer Sprache verfasst worden ist. Sie soll daher auch Gegenstand dieses Beitrags sein, der schon deshalb keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann.
Die Transformationsphase beginnt
Einschneidender noch als die Unabhängigkeit von 1991 wurden bereits Mitte der Achtziger Jahre drei Begriffe prägend für den Neubeginn in der ukrainischen Literatur und Gesellschaft: „Tschernobyl’“, „Perestrojka“ und „Glasnost“.
Das Reaktorunglück führte zu einem Vertrauensverlust gegenüber den Machthabern und zu einem neuen Bewusstsein in der ukrainischen Bevölkerung. Das „geistige Tschernobyl’“ wurde somit gleichsam ein nationales Erweckungserlebnis. In Widerspruch zum Diktat des sozialistischen Realismus vom positiven Helden tauchten in der Verarbeitung des GAUs erstmals pessimistische Töne und Klagen über die eigene Passivität auf. Neue Bilder und Symbole drängten sich auf. Diese „neuen“ Gedichte erfüllten quasi die Aufgabe eines kritischen Journalismus.
Gleichzeitig wurde Tschernobyl zur ersten Bewährungsprobe für Gorbatschows Parolen von Meinungsfreiheit und gesellschaftlichem Umbau. Seine Reformpolitik resultierte bald in einem regen kulturellen Austausch mit dem umgebenden Ausland durch mehr Reise- und Informationsfreiheit.
Die neue Politik ermöglichte in den späten Achtziger Jahren ein unübersichtliches Nebeneinander von Erst- und Neuveröffentlichungen bisher verbotener und vergessener Literatur, von Werken, die zuvor nur im Ausland erschienen waren, von Erstübersetzungen ausländischer Werke, aber auch von einer neuen Schriftstellergeneration. Viele dieser Erscheinungen wurden und werden von der ukrainischen Diaspora und ausländischen Initiativen finanziert.
Das Nebeneinander wandelte sich zu Beginn der Neunziger Jahre zu einer Polarisierung. Auf der einen Seite standen dabei die älteren Dichter, die bereits in den Sechziger und Siebziger Jahren debütiert hatten. Sie verharrten in einer Oppositionshaltung gegen Russland mit ihrem patriotischen Auftrag der „Rettung der Nation“. Die neue Dichtergeneration jedoch strebte nach einer neuen ukrainischen Identität und nach einer Liberalisierung. Dabei wandte sie sich sowohl vom sozialistischen Realismus als auch vom programmatischen Patriotismus ihrer Vorgänger ab. Abgrenzung erreichten sie durch Ironie, statt wie die ältere Generation auf Aufklärung zu setzen.
Die Achtziger: Generation BU-BA-BU
Federführend wurde in der neuen Autorengeneration die 1985 in Lemberg gegründete Gruppe BU-BA-BU (Burleske-Farce-Posse). Nach ersten Lesungen in privaten Kreisen und Kaffeehäusern folgten Anfang der Neunziger Jahre legendäre Performances und Festivals wie „Vyvych“ (Verrenkung), „Rebertazija“ und „Krajsler Imperial“ (Chrysler imperial). Die Konzertatmosphäre dieser dramatischen Lesungen mit Kostümen, Bühnenbildern und musikalischer Begleitung zog ein junges, urbanes Publikum an. Die innovativen Texte von BU-BA-BU prägten eine ganze Generation. Viele ihrer Gedichte wurden von ukrainischen Pop- und Rockgruppen vertont. Dabei wollten die oft als Postmodernisten bezeichneten Mitglieder von BU-BA-BU keineswegs zur „offiziellen“ Literatur gehören, sondern bewußt als Alternative zum Establishment glaubwürdig bleiben.
Im Gegensatz zum Sozialistscher Realismus wandten sich die Bubabisten nicht der Gesellschaft, sondern dem Individuum zu. Statt sich wie in postkolonialen Literaturen und wie bei der älteren ukrainischen Schriftstellergeneration üblich auf die präkoloniale Vergangenheit zu beziehen, dekonstruierte BU-BA-BU gleichzeitig den sowjetischen wie den nationalistischen Kanon und begann mit der Suche nach einer neuen ukrainischen Identität unter Einbezug der globalen Kultur.
Dazu setzte BU-BA-BU einerseits das Lachen als Form der Subversion (Karnevalismus, Ironie, Absurdes, Groteske, Überschwang, Satire, Parodie), andererseits den Tabubruch ein (offene Beschreibung von Sexualität und Gewalt, Feminismus, Verspottung und Entsakralisierung nationaler Ikonen, linguistische Transgression wie die visuelle Poesie oder der Stream of Consciousness). Mit ihrem spielerischen, experimentellen Sprachgebrauch trugen sie maßgeblich zur Modernisierung der ukrainischen Sprache bei.
Dem entsprechend wurde BU-BA-BU vor allem für „Infantilismus“ und Verrat der eigenen Kultur an einen Kosmopolitismus kritisiert.
Die aktivsten und produktivsten Jahre waren für BU-BA-BU 1988-92. Mit Herausgabe des gemeinsamen Bandes „W.e.r./../ke“ im Jahre 1995 feierten die drei Dichter gleichzeitig ihren 100. Geburtstag (indem sie ihr Alter zusammenzählten) und den Schlusspunkt als literarische Gruppe.
Oleksandr Irwanez (* 1961) ist der politischste der drei BU-BA-BU-Dichter. Er brachte zwei Gedichtbände heraus („Das Feuer im Regen“ 1987 und „Der Schatten eines großen Klassikers und andere Gedichte“ 1991). In seinem bekanntesten Gedicht parodiert er den sehr patriotischen Auftrag von Wolodymyr Sosjura, die Ukraine zu lieben.
Liebe!
Gewidmet Wolodymyr M. Sosjura
Liebe Oklahoma! Nachts und mittags
Wie deine Mutter und deinen Daddy gleichermaßen.
Liebe Indiana. Und liebe ebenso
Nord- und Süddakota!
Liebe Alabama im roten Schein von Feuern,
Liebe es in Freud und Leid.
Iowa liebe. Kalifornien auch.
Und die zweigigen Palmen Floridas.
Mädchen! Nicht wegen deiner blauen Augen
Und nicht wegen deiner physischen Gebrechen
Wird der Geliebte aufhören, dich zu lieben,
Sondern, wenn du Nevada nicht liebst.
Junge! Du musst hundertfach stärker
Als deine Liebste
Den Distrikt Columbia und den Staat Georgia,
Montana und Louisiana lieben.
Du kannst keine anderen Staaten lieben,
wenn du nicht brüderlich liebst
die Felder Arizonas und jene teuren
Weiten Alaskas und Nebraskas.
Diese Liebe ist stärker als der Reiz von Sex
Hege das Unvergängliche in der Seele.
Liebe
den Staat Virginia wie Virginia Woolf.
Und liebe – Oklahoma!
(aus: Lutschuk, Olha/Najdan, Mychajlo M. (Hrsg.) (2000): Sto rokiw junosti. Antolohija ukrajinskoji poeziji XX. st. V anhlomovnych perekladach. Verlag: Litopys (ISBN 966-7007-36-1). Lemberg, S. 640.)
Wiktor Neborak (* 1961) aus der Westukraine gehörte nicht nur zu BU-BA-BU, sondern ist auch Frontmann der Musikband Neborok (Himmelsrock). Die byzantinische Vergangenheit der Ukraine und das urbane Lemberg sind seine Themenschwerpunkte. Linguistisch und poetisch wagt Neborak die kühnsten Experimente. Dazu gehören Neologismen und freie Interpunktion. Sein experimentellster Gedichtband „Der fliegende Kopf“ erschien 1990. Seine anderen Gedichtsammlungen („Die Bernstein-Zeit“ 1987, „Alter ego“ 1993, „Gespräch mit einem Diener“ 1994, „Ein Epos über Haus Nr. 35“ 1999, „Litostraton“ 2001, „Die Wiederholung der Geschichte“ 2005) fielen reflexiver und alltäglicher aus. Neborak verfasste auch literaturkritisch-biographische Essays über seine Zeitgenossen.
Fische
kaltblütige wesen
leben ihr leben in unserer badewanne
bis zum letzten tag
die geschmeidige länge ihrer
körper enden in durchsichtigen schwänzen
ihre augen schauen wie sie schauen werden
aus den abgeschnittenen köpfen
sie existieren dank des sauerstoffs den das wasser enthält
von meinem zimmer durch eine wand getrennt
und eine andere wand vom november und nebel
strassen gebäuden autos
all diesen dingen zwischen denen zu leben ich gewohnt bin
für sie sind wasser und futter wichtig
vielleicht ist ein wechsel der beleuchtung
für sie nicht wichtig ob sie dank
der sonne oder von einem schalter kommt
für sie sind wasser und futter wichtig
vielleicht ist die vorahnung vom tod
für sie nicht wichtig noch ihre familienbande
zu anderen langen biegsamen körpern
so ist es
ihre körper werden auf dem boden zittern
schwarze schläge drücken ihre gedanken zusammen
ihre innereien werden vorsichtig herausgenommen
und zusammen mit den schuppen in den müll geworfen
der lebendige fisch verwandelt sich in einen gekochten und schmackhaften
und der kopf kommt in die suppe
dieses ereignis ist keine ausnahme
die ganze menschheit widmet sich dem
fischfabriken arbeiten mit blut
manche schreiben darüber verse
malen oder machen filme darüber
und sagen guten appetit
und dabei sehen stumme fischseelen zu
(aus: Lutschuk, Olha/Najdan, Mychajlo M. (Hrsg.) (2000): Sto rokiw junosti. Antolohija ukrajinskoji poeziji XX. st. V anhlomovnych perekladach. Verlag: Litopys (ISBN 966-7007-36-1). Lemberg, S. 632.)
Der dritte Bubabist, Jurij Andruchowytsch (* 1960), ist mittlerweile zu einem der wichtigsten Botschafter seiner Heimat avanciert.
Nachdem er 1982 ein Studium der Journalistik in Lemberg abgeschlossen hatte, wurde er für zwei Jahre zur Roten Armee eingezogen. Seine Kurzgeschichten über diese Zeit wurden unter dem Titel „Oxygen Starvation“ (Hunger nach Sauerstoff) verfilmt. Nach einiger Zeit in Lemberg kehrte er in seine Geburtsstadt Iwano-Frankiwsk zurück. Zu Beginn der Neunziger Jahre begab er sich zum Graduiertenstudium am renommierten Gorkij-Institut nach Moskau. Gleichzeitig verabschiedete er sich nach drei Gedichtbänden (1985 Himmel und Plätze, 1989 Stadtmitte, 1991 Exotische Vögel und Pflanzen) von der Poesie: „Es ist kriminell, nach dem 30. Lebensjahr noch Gedichte zu schreiben“ (siehe Porträt des Autors; http://www.zug76.de/cms/index.php?id=25).
In seiner frühen Dichtung ist das multinationale, historische Palimpsest der Stadt Lemberg zentrales Thema und Kontrast zur postsowjetischen Wirklichkeit. Viele der Gedichte tragen englische Titel. Mit seiner provokanten Themenwahl, der karnevalesken Dekonstruktion von Mythen und einer experimentellen Sprache voller Lautmalerei und Wortspiele vertritt er die Prinzipien von BU-BA-BU. Das Opulente des Barock, einer Epoche, die in der Ukraine eine sehr eigene, wichtige Ausprägung erfuhr, ist dagegen eine spezielle Charakteristik von Andruchowytschs Poesie.
Ein Beispiel für den Bruch mit ukrainischen Traditionen ist die Darstellung des „Kosaken Jamaica“. Der Kosake als Verkörperung des ukrainischen Freiheitswillens in der nationalen Folklore und Literatur wird hier in einen Kontext versetzt, der das Gegenteil von Kampf bedeutet, denn er befindet sich in der Karibik, einem postkolonialen Raum und einem Raum, der einen entspannten Lebensstil repräsentiert.
Der Kosake Jamaica
oh wie viele schwierige wunder gibt es auf der welt mein brüderchen-pferdchen
ich würde sie ansehen bis raben meine augen austränken
doch will ich noch mehr
auf dieser seite liegt bahama mama
auf der anderen seite die palmen von haiti
und ich sehe die türme von freetown wenn ich nachts aus dem bungalow gehe
und es bereitet mir kummer dass alle scharovaren[1] vergangen sind
wofür zum teufel aus welchen unterirdischen faunen heraus
verrieten uns die mäher-korsaren im kampf
als vater doch jenes gesegnete freetown einnehmen wollte
dort gibt es dreizehn kirchen und einen ewigen kampf mit amor
und ausserdem dreizehn abgründe wo silber-gold versteckt sind
mädchen wachsen wie lianen leise jenseits der mauer
und möchten lieben doch sie sind schwarz gekleidet
ich lasse jetzt fusel kreisen zusammen mit dem piraten dick
sage ihm er solle zur besinnung kommen ich sage niederträchtiger
wenn du europäer bist musst du dann tatsächlich kein mensch mehr sein
warum zum teufel hast du dich für dreizehn verfaulte escudos verkauft
doch dick ist ein launenhafter typ pflegt einen uhu-papagei
klopft mir auf die schulter ringt die hände in die höhe
hier ist dein ritter aus dem ufergebüsch dann ist da dein unreifes obst
to be or not to be sagt er und gluckst I’m sorry
eine sklavin habe ich sagt er mit einer haut wie kakao
kauf sie graugeflügelter adler es ist traurig ohne frau
man braucht keinen garten zu pflanzen schnalzt er listig mit der zunge
aus ihr wächst ein garten
tabak anans kürbis
du vermehrst sagt er die kosakenschaft nimmst alle zu dir
doch mein hals meine seele braucht kein joch
schon höre ich ihn nicht ich spucke auf das niederträchtige bittgesuch
mein pferdchen mein untreues mein apostel thomas
ich gehe hinaus zum abendstern
schneide mir eine zuckerrohrflöte
sitze am ozean
und schon gibt es mich nicht mehr
(aus: Lutschuk, Olha/Najdan, Mychajlo M. (Hrsg.) (2000): Sto rokiw junosti. Antolohija ukrajinskoji poeziji XX. st. V anhlomovnych perekladach. Verlag: Litopys (ISBN 966-7007-36-1). Lemberg, S. 624.)
Doch erst seine Prosa und Essays machten Andruchowytsch national und international bekannt. Über polnische Vermittlung wurde er zum Türöffner der ukrainischen Literatur in Deutschland. Der Suhrkamp-Verlag gibt seine Essays und Romane in deutscher Übersetzung heraus. Heute arbeitet Andruchowytsch in Iwano-Frankiwsk bei den Zeitschriften „Gebirgspass“ und „Donnerstag“ oder ist auf einer seiner vielen Auslandsaufenthalte, auf denen er oft mehr zur Ukraine befragt wird als zu seiner Literatur, was er jedoch nicht bedauert: Gerne räumt er mit Klischees über den unbekannten Osten auf.
Teil 2
Teil 1 hat in das Thema eingeführt und BU-BA-Bu, die erste wichtige postsowjetische Literaraturgruppe der Ukraine, präsentiert. In Teil 2 wird die Vielfalt der literarischen Szene unmittelbar nach Perestrojka und Unabhängigkeit dargestellt. Teil 3 beschäftigt sich schließlich mit denaktuellen Entwicklungen und Autoren der letzten Dekade.
Lebendige Literaturszene der Achtziger Jahre
Zum Ende der Achtziger Jahre fand eine Dezentralisierung der literarischen Szene in der Ukraine statt. Neben Kiew prägten sich regionale Zentren aus: die Stadt Charkiw in der Ostukraine sowie Schytomyr, Iwano-Frankiwsk und Lemberg im Westen. Im Gefolge von BU-BA-BU tauchten in diesen neuen Zentren literarische Gruppen auf und durchbrachen die vorher monolithische Szene. Die Landschaft literarischer Zeitschriften fächerte sich parallel dazu auf. Die wichtigsten Journale sind wohl „Donnerstag“ (Iwano-Frankiwsk), „Kritik“ (Kiew,) „Tatsächlich!“ (Schytomyr), „Der rote Wagen“ (Charkiw) und die ehemalige Dissidentenzeitschrift „Ji“ (Buchstabe des ukrainischen Alphabets, Lemberg).
Die Schytomyrer Autoren (Jewhen Paschkowskyj, Wjatscheslaw Medwid, Wolodymyr Danylenko, Mykola Zakusylo) vertraten eine traditionelle, isolationistische Position. Mit der Prosa-Anthologie „Abendessen für zwölf Personen“ verfassten sie eine Art Manifest. Die beiden Redakteure der dortigen Literaturzeitschrift „Tatsächlich!“, Jurij Hudz (* 1958) und Wasyl Wrublewsky (* 1963), beide aus dem Gebiet Schytomyr, haben eigene Gedichtbände veröffentlicht: „Kleines Konzert für den einsamen Chronop“ (1991) und „Zeichen aus weißem Blut“ (1993) von Hudz sowie „Die Feier der letzten Nacht“ (1993) von Wrublewsky.
LuHoSad aus Lemberg verpflichteten sich einer eher neofuturistischen Richtung mit visueller Poesie und Palindromen, die sie ebenfalls mit Performances zelebrierten. Auch der Name LuHoSad, eigentlich Obstgarten, ist ein Wortspiel mit den Nachnamen der Mitglieder Iwan Lutschuk, Nazar Hontschar, Roman Sadlowsky. Im Jahr 1996 veröffentlichte die Gruppe eine Art Almanach „Luhosad: poetische Arrieregarde“.
Hontschar und Sadlowsky, beide geboren 1964, schlossen im Jahr 1986 die Lemberger Universität ab. Hontschar veröffentlichte die Gedichtbände „Märchen-Vortrag vom stummen Taugenichts“ (1993), „Das Gesetz des universellen Zwinkerns“ (1996) sowie „Büchlein von Nazar Michajlowytsch Hontschar“ (2001). In den Jahren 2000-02 trat er mit Performances auf. Seine Frisur nach Kosakentradition, der Chochol (eine Locke auf dem kahlen Kopf) wurde zu einem Markenzeichen. Sadlowsky veröffentlichte die zwei Gedichtbände „Schläfrige Sonnen“ (1996) und „Zwei Fenster“ (1999), Lutschuk (* 1965) die Bände „Der Rhythmus der Pole“ (1996), „Sonnetia“ (1996), „Palindrome“ (1997), „Dreiunddreißig Sonette“ (1998) und „Hundertundein Irgendwas“ (2002).
Beispielhaft ist folgendes Gedicht von Hontschar:
Selbstporträt in der Straßenbahn
Ich fahre mit der Straßenbahn –
Augen zum Fenster:
Dort fahre ich mit der Straßenbahn
Und schaue auf mich selbst,
dort – bin ich durchsichtig,
sichtbar ist durch mich hindurch
die Strasse,
sichtbar die Welt.
Ich lächele
mir und der Welt zu –
und lächele doppelt.
(aus: Lutschuk, Olha/Najdan, Mychajlo M. (Hrsg.) (2000): Sto rokiw junosti. Antolohija ukrajinskoji poeziji XX. st. V anhlomovnych perekladach. Verlag: Litopys (ISBN 966-7007-36-1). Lemberg, S. 668.)
Eher traditionell dichtet Oleh Lyscheha, geboren 1949 in den Karpaten. 1972 wurde er wegen seiner Beiträge zu einer Untergrundzeitschrift vom Englischstudium an der Lemberger Universität ausgeschlossen. Während er daraufhin seinen Militärdienst in Burjatien (Grenze zur Mongolei) leistete, wurde sein Interesse an asiatischer Philosophie geweckt. Das Jahr 1998 verbrachte er als Stipendiat in den USA. Neben zahlreichen Einzelveröffentlichungen gab er 1989/90 den Band „Die große Brücke“ heraus. Die Motive sind einerseits in den huzulischen Traditionen der Karpaten verankert, andererseits im globalen Kontext angesiedelt. Als einer der wenigsten ukrainischen Dichter greift er das Thema Ökologie auf. Die frühen Gedichte nannte er „Lieder“ und gab ihnen Nummern statt Titel:
Lied 551
Schlag den Kopf gegen das Eis – bevor es zu spät ist!
Schalg den Kopf gegen das Eis – bevor es zu dunkel ist!
Schlag dich durch, schlag dich raus –
Dann siehst Du die schöne Welt!
Der Karpfen taucht in die Tiefe,
Flieht ganz hinab auf den Grund-
Und der Karpfen lebt auch dafür,
Irgendwann gefangen zu werden, früher oder später…
Doch du bist ein Mensch – Dich fängt niemand.
Karpfen sind nicht so.
In Schwärmen sinken sie über ganze Jahrhunderte
gemächlich nieder, furchtsam und dunkel-
Sie entfernen sich auf die gegenüberliegenden Seite –
Sieh, beeilt sich unser Jahrhundert schon lange zu ihnen folgen?-
Berührt mit seinen Flossen ihre Flossen, als wären es Hände,
Und flieht… wurdest du verlassen? – doch du bist ein Mensch –
Verzweifle nicht – du schlägst dich durch.
Schlag mit dem Kopf gegen das Eis – bevor es zu spät ist!
Oh schöne, grenzenlose, verschneite Welt.
(aus: Lutschuk, Olha/Najdan, Mychajlo M. (Hrsg.) (2000): Sto rokiw junosti. Antolohija ukrajinskoji poeziji XX. st. V anhlomovnych perekladach. Verlag: Litopys (ISBN 966-7007-36-1). Lemberg, S. 534.)
Die polyzentristische, nach Westen orientierte Richtung gaben die Schriftsteller aus Iwano-Frankiwsk vor. Nach dem alten Namen der Stadt (1662 polnisch: Stanislawiw, 1772-1918 habsburgerisch: Stanislau, 1962 sowjetischer Name: Iwano-Frankiwsk) prägte sich für die überraschend aktive Kulturszene in der Provinz die Bezeichnung „Stanislauer Phänomen“ ein. Um die Zeitschrift „Donnerstag“ gruppierten sich dort Anfang der Neunziger Jahre die Autoren Jurij Andruchowytsch, Halyna Petrosanjak, Taras Prochasko und Jurij Izdryk. Bald dominierte diese Richtung die Kultur und nahm damit den politischen Kurs der orangenen Revolution von 2004 vorweg.
Halyna Petrosanjak wurde 1969 nahe der rumänischen Grenze in den Karpaten geboren. Sie kam zum Literaturstudium (1987-92) nach Iwano-Frankiwsk und unterrichtet dort heute Bohemistik. Ihre Habsburg-Nostalgie vertiefte sie bei Aufenthalten in Prag und Wien. Die Karpaten bzw. die Herkunft aus der Provinz sind ihr zentrales Thema:
Diese Landschaft sehe ich nicht zum ersten Mal und werde sie noch öfter sehen.
Land in den Handflächen von Bergen. Die Mitte des Sommers.
Meine Abende reimen sich hier, vielleicht am besten
Mit Erinnerungen an dich, mit dem Duft von dolce vita.
Der Fluss des Alltags im hiesigen Stil schleift
Die Züge meines Gesichts unmerklich und hartnäckig.
Und, eines Morgens erwachend, riskiere ich es,
Mich selbst im Spiegel nicht zu erkennen. Es lohnt sich nicht
Hier lange zu bleiben, obwohl die Träume dich nicht loslassen
und wie eine Wand
steht der Wald auf dem einzigen Weg des Abschieds
und es ist Zeit fort zu gehen, denn das Land, das ich verlasse,
wird überwachsen vom wilden Kraut des Schweigens.
(aus: Lutschuk, Olha/Najdan, Mychajlo M. (Hrsg.) (2000): Sto rokiw junosti. Antolohija ukrajinskoji poeziji XX. st. V anhlomovnych perekladach. Verlag: Litopys (ISBN 966-7007-36-1). Lemberg, S. 684.)
Für Andruchowytsch ist Petrosanjak die „Dichterin der Karpaten-Exotik“. Wie er verkündete sie, ab dem Alter von 30 Jahren keine Gedichte mehr schreiben zu wollen. 1996 erschien ihr Gedichtband „Der Park am Hang“. Trotz sparsamer Worte und minimalistischen Beschreibungen sind die Gedichte philosophisch und mit ihren Langzeilen raffiniert komponiert. Um antike Mythen erweiterte sie dieses Themenspektrum im Band „Lichter des Grenzlandes“ (2000), bevor sie sich in eine Familienphase verabschiedete.
Eine Gruppe aus Kiew nannte sich „Der verlorene Brief“. Ihre Mitglieder Wiktor Nedostup, Semen Lybon und Jurko Pozajak brachten 1991 ein gemeinsames Album unter dem Namen der Gruppe heraus und lösten sich alsbald wieder auf. Jurko Pozajak (* 1958) studierte an der Kiewer Universität und arbeitete als Dozent und als Angestellter der ukrainischen Botschaft in Kroatien. Sein Vorbild ist der russische Futurismus eines Welimir Chlebnikow. In seinem Gedichtband „Meisterstücke“ (1997) überraschte er mit ungewöhnlichen Formen z.B. im Gedicht Alkohaiku.
Alkohaiku
Heute kreuze ich
zum zweiten Mal den Chreschtschatyk[2]
und keiner ist da, mit dem man trinken kann…
Ach, leichtes Bläschen
im goldenen Champagner…
Leben eines Aristokraten.
Fünf Cognac-Sternchen
erwähnte der Astrologe-
Ich weine und lache.
Wenn die Kastanienbäume blühen
und die Kastanien fallen,
immer bin ich im „François“.
Ach, wie die Zikade
Im Gras zirpt –
Die Rubel reichen nur nicht aus…
Es scheint nicht lange her,
dass wir zusammen saßen, um zu trinken,
und schon ist draußen Herbst.
Das Telefon beginnt zu klingeln,
nimm den Hörer nicht ab –
eine halbe Flasche ist noch übrig.
Ach, wie das Vöglein singt,
Ach, wie es singt!
Ich bestelle noch hundert Gramm.
Gestern habe ich es übertrieben,
heute stockbetrunken –
Oder vielleicht ist das Liebe?
Ich umarmte einen Baum.
Ach, wer führt mich heute
nach Hause?!
Die Krähe „krächz!“ und „kr-rächz!“
Ich verstehe überhaupt nichts –
Hab ich tatsächlich alles vertrunken?
Überall jener schreckliche Traum-
Champagner und Selbstgebrannter
plus Wermut und warmes Bier.
(aus: Lutschuk, Olha/Najdan, Mychajlo M. (Hrsg.) (2000): Sto rokiw junosti. Antolohija ukrajinskoji poeziji XX. st. V anhlomovnych perekladach. Verlag: Litopys (ISBN 966-7007-36-1). Lemberg, S. 652f.)
Weitere Dichter in Kiew
Oksana Sabuschko geboren 1960 im westukrainischen Luzk studierte an der Philosophischen Fakultät von Kiew und promovierte 1987 über Ästhetik. In den Jahren 1992 und 1994 lebte sie als Stipendiatin in den USA. Bereits ihre Gedichtbände „Raureif im Mai“ (1985), „Der Dirigent der letzten Kerze“ (1990) und „Autostopp“ (1994) erregten Aufsehen. Einen Skandal jedoch verursachte sie mit ihrem Roman „Feldstudien über ukrainischen Sex“ (1996), der das Tabu der Darstellung weiblicher Sexualität brach. Dezidierter und kompromissloser als andere Dichter und Dichterinnen nimmt Sabuschko einen weiblichen Standpunkt ein. Als Feministin diskutiert sie die in der Ukraine noch immer weitgehend tabuisierte Gender-Problematik und die andauernden patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen. Sie greift dabei sowohl politische als auch erotische Fragen auf. Auch historische Figuren und Ereignisse deutet sie provokativ um (z.B. Kassandra oder Klytämnestra). Visuelle Eindrücke dominieren ihre Schilderungen. Sie verwendet sowohl gebundene als auch freie Formen. Ihre frühe Lyrik ist sehr meditativ und introspektiv. Das philosophische und stark emotionale Element behält sie bei, doch der Ton wird in späteren Gedichten sehr direkt und konfessionell. Ein Beispiel:
Bestimmung der Poesie
Ich weiß, dass ich einen schweren Tod sterben werde –
Wie jeder, der die feine Musik des eigenen Körpers liebt,
Der ihn leicht durch die Löcher in der Angst fädeln kann,
Wie durch ein Nadelöhr,
Der eine ganze Ewigkeit mit ihm getanzt hat – so, dass jede Bewegung
Der Schultern und Schulterblätter und Hüften aufschien
Mit einem fernen geheimen Sinn, wie ein Wort in Sanskrit
Und die Muskeln spielten unter der Haut,
Wie Fische im nächtlichen Teich,-
Ich danke dir, Gott, dass du uns einen Körper gegeben hast!
Wenn ich also sterben werde, ruft die Handwerker,
Damit sie mein Dach abnehmen
(So starb mein Urahn, der ein Hexer war, sagt man)
Und dann, wenn durch den schon weich gewordenen Körper
Wie durch weich gekochtes Eiweiß
Die gewaltig angeschwollene Seele schimmert
Und dabei dunkle Flecken zeigt,
Während sich der Körper vor Krämpfen schüttelt,
Wie eine Decke, die ein Kranker abwerfen will,
Weil sie ihn erstickt, –
Die Seele sich jedoch erhebt, um durch den Druck des Fleisches,
Den Fluch der Gravitation hindurch zu brechen – dann also
Rinnt der Kosmos mit rauschendem eisigem Sternenfall
Durch eine Bresche in der Wand
Und bläst meine Seele in seinem galaktischen Kanal aus,
Dreht wie ein Blatt Papier
Meine ach so junge Seele
Von der Farbe feuchten Grases –
Ach, zur Freiheit – und
– Halt! – ruft sie im Augenblick, da sie den Körper durchbricht,
Im Augenblick auf der blendendsten Schneide
Zwischen zwei Welten, –
Halt, haltet genau hier an,
Denn hier ist sie, die Poesie,
Endlich, mein Gott!..
Meine Finger zucken zum letzten Mal auf der Suche nach dem Stift –
Schon erkaltend, schon nicht mehr die meinen.
(aus: Lutschuk, Olha/Najdan, Mychajlo M. (Hrsg.) (2000): Sto rokiw junosti. Antolohija ukrajinskoji poeziji XX. st. V anhlomovnych perekladach. Verlag: Litopys (ISBN 966-7007-36-1). Lemberg, S. 606.)
Natalka Bilozerkiwez wurde 1954 in der Ostukraine geboren und kam zum Studium nach Kiew, wo sie über ein Thema der ukrainischen Literatur promovierte. Bereits als Dreizehnjährige hatte sie das Gedicht „Ein Wort zur Muttersprache“ veröffentlicht, das sehr populär wurde. Sehr klassisch-traditionell im Stil des russischen Akmeismus, aber gleichzeitig aktuell sind ihre Gedichtbände „Ballade der Unbeugsamen“ (1976), „Im Land meines Herzens“ (1979), „Unterirdisches Feuer“ (1984), „November“ (1989), „Allergie“ (1999). Der desillusionierte Ton weicht erst im letzten Band einem optimistischen Schimmer. Im Gegensatz zu Sabuschko bleibt Bilozerkiwez bewusst genderneutral.
Ein Messer,
um Brot zu schneiden.
Ein Messer – eine Flöte zu schnitzen.
Ein Messer,
um ein Lamm zu töten,
das vom Wolf verwundet wurde.
So
nackt, trocken und mager
schwimmt plötzlich die Oberfläche
der unter Schwitzen gesäuberten Fische
auf der Suppe zum Tag des Herrn.
Zeichen der Barmherzigkeit und der Tränen.
Rühr es nicht an,
ohne wohlwollendes Zeichen:
dieses Messer,
Musik, die tötet.
Das ist nicht nur einfach ein Wort-
das ist Poesie
ohne
Worte,
wo das Gras
die Schneide des Himmels abwäscht.
(aus: Lutschuk, Olha/Najdan, Mychajlo M. (Hrsg.) (2000): Sto rokiw junosti. Antolohija ukrajinskoji poeziji XX. st. V anhlomovnych perekladach. Verlag: Litopys (ISBN 966-7007-36-1). Lemberg, S. 560.)
Iwan Malkowytsch (geboren 1961) aus der Region Iwano-Frankiwsk schloss 1985 die philosophische Fakultät der Kiewer Universität ab. Berühmt ist der von ihm im Jahr 1992 gegründete, erste private Kinderbuchverlag der Ukraine A-BA-BA-LA-MA-HA. Bevor er Ende der 1990er Jahre das Dichten aufgab, verfasste er vier Gedichtbände (1984 „Der weiße Stein“, 1988 „Der Schlüssel“, 1992 „Gedichte“, 1997 „Mit einem Engel auf meiner Schulter“). Die figurativen, symbolischen Gedichte entsprechen einem neobarocken Stil. In ihnen interpretiert er traditionelle ukrainische Klischees neu. Dennoch wirken sie unauffällig-schlicht. Andruchowytsch bezeichnet ihn in „Das letzte Territorium“ als „sentimentalen Metaphysiker“. Für die detaillierte Ausarbeitung benötigte er nach eigenen Angaben manchmal Jahre. Als leises Manifest der Dichtergeneration der Achtziger bezeichnet Andrij Bondar im Porträt auf der Website Ukraine-Poetry International Web das Gedicht „Belehrung vom Dorflehrer“. Ein Bekenntnis zur ukrainischen Sprache, das Malkowytschs alltäglichen Stil ohne Pathos und Helden repräsentiert.
Belehrung vom Dorflehrer
Sei es vielleicht auch nicht das Wesentlichste,
doch du, Kind,
bist berufen, mit deinen Handflächen
das brüchige Kerzchen des Buchstaben „ji“ zu verteidigen,
und auch,
die Fingerchen ausstreckend,
die Mondsichel des Buchstaben „je“
zu schützen,
die vom Himmel abgeschnitten wurde
zusammen mit dem Faden.
Denn man sagt, Kind,
dass unsere Sprache dem Gesang der Nachtigall gleicht.
Das ist richtig.
Doch sei gewarnt,
dass irgendwann
auch solche Zeiten eintreten können,
da sich an unsere Sprache
nicht einmal mehr die kleinste Nachtigall
erinnern wird.
Daher kannst du dich nicht
nur auf die Nachtigall verlassen,
Kind.
(aus: Jaremenko, Vasyl/Fedorenko, Jevhen (Hrsg.) (1995): Ukrajinske Slovo. Chrestomatija ukrajinskoji literatury ta literurnoji krytyky XX. st. Buch 4. Verlag: Dnipro (ISBN 5-7707-4893-1). Kiew, S. 620.)
Teil 3
Teil 1 hat in das Thema eingeführt und BU-BA-Bu, die erste wichtige postsowjetische Literaraturgruppe der Ukraine, präsentiert. In Teil 2 wurde die Vielfalt der literarischen Szene unmittelbar nach Perestrojka und Unabhängigkeit dargestellt. Teil 3 beschäftigt sich in dieser Ausgabe mit den aktuellen Entwicklungen und Autoren der letzten Dekade.
Gesellschaftliche Rolle der Autoren in den letzten zehn Jahren
Der kulturelle Prozess einer Neudefinition der nationalen Identität der Ukraine, den wir in den letzten beiden Teilen unserer Serie über die ukrainische Literatur dargestellt haben, wurde erst mit der Ablösung von zehn Jahren autoritärer Präsidialherrschaft durch die orangene Revolution politisch. Was mit dem Skandal um die potentielle Verwicklung des damals amtierenden Präsidenten Kutschma in die Enthauptung des Journalisten Gongadze begann, endete mit Massenprotesten gegen Wahlfälschungen im Winter 2004. Hier zeigte sich erstmals, dass eine ukrainische Zivilgesellschaft existiert.
Gongadze war nicht der einzige Journalist, der drangsaliert und zensiert wurde. Warum aber genossen die ukrainischen Schriftsteller weitgehend Freiheit? Eine Erklärung ist, dass die frühere Funktion der Autoren als Stifter nationaler Identität mit der Unabhängigkeit und relativen Stabilität der Nation überflüssig wurde. Nach einer Phase der Abgrenzung von Sowjetunion bzw. Russland bis etwa zur Unabhängigkeit waren und sind die Dichter nicht mehr politisch. Über die Unabhängigkeit, das Kutschma-Regime oder die orangene Revolution sind bislang nur wenige Werke erschienen. Eine Aufarbeitung der jüngsten Geschichte hat noch nicht stattgefunden. Andrej Kurkow meint in seiner Lesung „Independent Ukraine as a Function of Soviet Inertia“ vom 23.02.2006 an der Universität von Manitoba zum Aufbau einer neuen Ordnung passe es nicht, die Nation weiter als Opfer darzustellen. Abgesehen von wenigen Ausnahmen (z.B. Lina Kostenko, Oksana Sabuschko, Iwan Malkowytsch) engagierte sich selbst während und nach den Ereignissen im Winter 2004 kein ukrainischer Autor in der Politik. Für politische Themen ist statt dem Schriftsteller nun der Journalismus zuständig. Schließlich ist auch die ukrainische Gesellschaft nach dem Überdruss an politischer Erziehung zu Sowjetzeiten nicht mehr politisiert.
Der Einfluss ukrainischer Autoren hielt sich in den letzten beiden Jahrzehnten aber auch aus praktischen Gründen in Grenzen. Die Auflagen für ukrainische Bücher sind klein, PR für ukrainische Bücher existiert fast nicht, es gibt kein funktionierendes Distributionssystem.
Gerade beginnen die ersten privaten Verlage schwarze Zahlen zu schreiben. Doch noch immer überwiegen die viel billigeren, weil von der Mehrwertsteuer befreiten, russischen Importe. „Der Untergrund ist nicht mehr eine politische, sondern eine wirtschaftliche Größe. Der ukrainische Buchmarkt ist heute auf kommerzielle Literatur fixiert, auf Krimis und Fantasy, wobei Bücher aus Russland dominieren“, so Andruchowytsch in einem Interview mit der NZZ vom 05.März 2007.
„Die karnevalistischen Zeiten sind vorbei“[3]: Die jüngsten ukrainischen Dichter
Nach den Bubabisten, die heute vierzig bis fünfzig Jahre alt sind, trat um die Jahrtausendwende eine neue Generation der Zwanzig- bis Dreißigjährigen an. Parallel zur westlichen Popliteratur eines Benjamin Stuckrad von Barre oder einer Alexa Henning von Lange sind ihre Themen globaler: Konsum, Marken, Drogen. Die Ich-Erzähler sind Teenager oder Twens wie ihre Autoren. Sie holen nach, was in der Sowjetunion tabu war: Sex, Drugs and Rock’n’Roll, die Themen der Beat-Generation. Sie sind unpolitisch und grenzüberschreitend. Andruchowytsch erzählt in seinem Interview mit der NZZ (05.03.2007): „Junge Autoren richten sich heute ganz nach dem Westen aus. Ein Beispiel ist etwa Ljubko Deresch…. Deresch und ich haben bei Suhrkamp dieselbe Lektorin, Katharina Raabe. Sie sagt mir immer: Deine Bücher werden von Leuten gelesen, die sich für die Ukraine interessieren. Für Dereschs Leser spielt es keine Rolle, dass er Ukrainer ist. Er schreibt über Themen, die alle Teenager interessieren, egal aus welchem Land sie stammen.“ Eine spezielle Charakteristik der neusten ukrainischen Literatur ist die Verbindung der Realität mit dem Unterbewusstsein oder dem Irrealen. Bereits in der BU-BA-BU-Generation wandelten sich viele Dichter im Lauf ihrer Karriere zu Romanautoren. Bei der jüngsten Generation ist der Trend zur Prosa noch stärker.
Die herausragendste Figur dieser Generation ist wohl Serhij Schadan. 1974 in der Ostukraine geboren, studierte er in Charkiw Germanistik und promovierte über den ukrainischen Futurismus. Er ist somit einer der wenigen ukrainischsprachigen Dichter aus der überwiegend russischsprachigen Ostukraine. Nach einer Reihe Gedichtbände („Der rosarote Degenerierte“ 1993, „Zitatenbuch“ 1995, „General Juda“ 1995, „Pepsi“ (zusammen mit Walter Zahorka) 1998, „die besten gedichte, psychedelische geschichten vom kämpfen und anderer mist“ 2000, „Die Ballade von Krieg und Wiederaufbau“ 2001, „Geschichte der Kultur zu Anfang des Jahrhunderts“ 2003, „Maradona“ 2007) veröffentlichte er mehrere Romane („Big Mac“ 2003, „Depeche Mode“ 2004, „Anarchy in the UKR“ und „Hymne einer demokratischen Jugend“ 2005). Insbesondere in seiner Prosa folgt Schadan dem Nonkonformismus der amerikanischen Beat-Poeten mit der Figur des einsam reisenden Outsiders, Sex und Drogen.
Als Kultpoet und „ukrainischer Rimbaud“, enfant terrible oder „postproletarischer Punkpoet“ umschreiben ihn die Literaturkritiker. Eine konsequente Anarchie begründet seine Ausnahmestellung und Vorreiterrolle. Während die westukrainischen Autoren eine neue Identität konstruieren, kümmert sich Schadan weder um Nationalität, Identität noch um Politik. Seine Generation erlebte gleichzeitig mit dem Systemwechsel die Unsicherheiten des Teenagerdaseins. In seinen Werken rechnet er gleichermaßen mit der kommunistischen Vergangenheit wie mit der gegenwärtigen Popkultur ab.
Seine frühen Gedichte folgen den Vorbildern des Futurismus und Konstruktivismus der Zwanziger Jahre und der Ironie von BU-BA-BU. Der 2003 veröffentlichte Gedichtband „Geschichte der Kultur zu Anfang des Jahrhunderts“ entstand in Wien. Neu darin ist der freie Vers, der die Gedichte fast wie Prosa wirken lässt. Andrij Bondar bezeichnet sie im Nachwort zum Gedichtband als kinematographische Verse und betont die Häufigkeit des Motivs „Himmel“ in diesem Band. Neben futuristisch-surrealistischen Anklängen ist es der fragmentarische Stil und der emotionale Ton, der seine Gedichte zornig und nach Rapmusik klingen lässt.
Alkohol
Das grüne Wasser des Flusses steht still in den warmen Flussbetten,
die Fische treiben wie Luftschiffe das Plankton auseinander
und müde Vogelfänger bemühen sich jedes Wort
einzufangen.
Halte in den Händen die farbigen Tücher und den Tesafilm fest,
mit denen wir die durchschnittenen Venen unserer heroischen Zeit verbinden.
Irgendwann drehst du schließlich dieses Radio ab,
gewöhnst dich an sie, gewöhnst dich an ihr Atmen,
und sie, zieht dein T-Shirt an und
bringt dir mitten in der Nacht Wasser.
Auf die sommerlichen Terrassen ergießen sich
in halbgeleerte Teetassen Regengüsse, saugen sich Zigarettenstummel voll;
wir erkälten uns zusammen, wir führen lange Gespräche miteinander –
du bemerkst den morgendlichen Regen nicht, hast dich spät schlafen gelegt
und wachst auch spät auf,
ich schreibe Verse darüber, wie ich, dich, diese Frau
liebe und wie ich mir
all die neuen und neuen Worte ausdenke,
nur um es ihr nicht
zu sagen.
(aus: Schadan, Serhij (2003): Istorija kultury potschatku stolittja. Verlag: Krytyka (ISBN 966-7679-35-7). Kiew, S. 62.)
Andrij Bondar, geboren 1974 im westukrainischen Kamianez-Podilsk, schloss 1994 die Mohyla-Akademie in Kiew ab und gewann 1997 den begehrten Smoloskyp-Preis für seine erste Veröffentlichung. Sein erster Gedichtband „Frühlingshäresie“ (1998) wurde kein Erfolg. Spielerischer, raffinierter und ironischer sowie im freien Vers fielen die beiden Nachfolgebände „Wahrheit und Honig“ (2001) und „Primitive Formen des Eigentums“ (2004) aus. Mit ihnen gelang es, das Publikum zu polarisieren. Seine Poesie des Hier und Jetzt, des Alltags in einer globalisierten Welt steht im Gegensatz zu Schadans Rebellentum.
Halyna Kruk kam 1974 in Lemberg zur Welt. Nach ihrem Studium der Mediävistik promovierte sie im Jahr 2001 über den ukrainischen Barock. Seither unterrichtet sie ausländische Literatur an der Lemberger Universität. Im Jahr 1997 veröffentlichte sie gleich zwei Gedichtbände „Reisen auf der Suche nach dem Zuhause“ und „Spuren im Sand“. Nach Kinderbüchern und Prosa erschien 2005 ein weiterer Gedichtband „Das Gesicht hinter dem Foto“. Dreh- und Angelpunkt ihrer Poesie sind Gender-Fragen.
dichter haben kein geschlecht
nur schwache worte, in ihr fleisch eingeprägt
wie sekundäre sexuelle merkmale,
ein jahrelanges wachstum der eindrücke,
dem es nie gelingt ausgeformuliert zu werden,
soll man sich davon befreien oder es wegen seinem zauber belassen?
der bärtige Hemingway jagt seinen tod-
eine träge löwin in einer gebrochenen flugbahn
fällt ungestüm und schwer auf ihn,
wie ein tropischer platzregen nach einer langen dürre,
wie lange musste er auf sie warten,
begierig, verborgen,
die moskitos alltäglich mit seinem eigenen blut fütternd?!
wer muss schliesslich auf wen warten
in diesem ungeschriebenen existenzcode
wer jagt wen?
dichter haben kein geschlecht
hermaphroditen der einsamkeit
unverständlicherweise immer nach dem anderen Anderen strebend,
unter qualen nur sich selbst gebärend,
die sich wiederholen,
eine wiederholung einer wiederholung
repeat please
eine wiederholung einer wiederholung,
wie entwindet man sich den hula-hoops aus körperlicher definition?
wenn man diese unterschiede ausgleicht,
die genitalien besänftigt,
wird alles problemlos verlaufen, Hemingway
ohne jeglichen händel,
der letzt rubikon der selbstidentifizierung ist überschritten,
gordische knoten gegenseitiger verpflichtungen sind durchhauen,
sisyphus‘ stein des lebens wurde vom berg gestossen,
genialität hat kein geschlecht
nur einen vom schreien entzündeten hals
zwischen den beinen
(aus: Porträt der Dichterin; http://ukraine.poetryinternationalweb.org/piw_cms/cms/cms_module/index.php?obj_id=5556&x=1)
Tymofij Hawryliw wurde 1971 in Iwano-Frankiwsk geboren. Nach seinem Studium der Germanistik blieb er als Dozent an der Universität Lemberg, promovierte über die zeitgenössische österreichische Literatur und machte sich einen Namen als Übersetzer von G. Trakl und Th. Bernhard. Sein erster Gedichtband „Arabesken der Erinnerung“ erschien 1995, die anderen „Die Gesetze der Geographie“ (1997), „Stunde der Einsamen“ (1998) und „Zum Gesagten zurückkehren“ (2002). Später verfasste er Essaybände, eine Erzählung und den Roman „Wo ist dein Haus, Odysseus?“ (2006), dessen komplizierte Komposition ebenfalls den Dichter verrät. Während in seinem Frühwerk die Stadt Lemberg viel Raum einnahm, erweiterte er später das Themen- und Formenspektrum.
Der Krug der Freude
Land voller Unrat.
Land, in dem wir leben müssen
Und den angebrochenen Wein trinken
Und sehen, wie die Zukunftspropheten
Schweigen. Und dennoch einzig dieses Land
lieben.
Land, das wir haben.
Land, in dem leere Töpfe
Hallen und wandernde Winde und Störche
mit den Flügeln zittern.
Land, in dem wir Kinder sind
Von Eltern, deren Eltern im Lager waren,
Land, dessen Helden
geboren wurden, um zugrunde zu gehen.
Land, dessen Nachtigallen
Dem Henker Hosanna singen.
Land, in dem die Haine grün
Und der Himmel aus blauer Seide ist.
Land, in dem Menschen und Urankerne
den Hopak tanzen.
Land, in dem alles verkehrt herum läuft:
Denkmäler des Tyrannen
Größer sind als die der Märtyrer, in dem Mohn
Gepflanzt wird und Baldrian.
Mohn als Mittel des Vergessens,
und Baldrian zum Trost.
Land, in dem der Wein des Lebens
In geflickten Schläuchen fließt.
Land, in dem das Nichtsein
Die einzige Form der Freude ist.
Land, auf das sich ein Ruder stützt,
das göttlich ist.
Land, das dem Unglück zum Trotz
Sich selbst besiegt.
Land, das es gar nicht gibt,
Nirgends und niemals. Vielleicht
Doch einmal gab. Vor langer Zeit.
Man lebte dort und kannte kein Unrecht,
Und man trank Schnaps und man trank Wein,
Und Met im nachhinein.
(aus: Warter, Karin/Woldan, Alois (Hrsg.) (2004): Zweiter Anlauf. Ukrainische Literatur heute. Verlag: Karl Stutz (ISBN 3-88849-094-4). Passau, S. 72f.)
Dmytro Lazutkin geboren 1978 in Kiew erwarb zunächst einen Abschluss als metallurgischer Ingenieur, bevor er sich mit seinen Gedichtbänden (2003 Dächer, 2005 süßigkeiten für amphibien, 2006 mit gras vollgestopfte heilige kühe, 2006 Paprika der Träume (russisch) einen Namen machte. Vorbilder hat er nicht. Seine Mission ist die Provokation, mit der er am ehesten an Schadan oder den französischen Autor Houellebecq erinnert. Form und Stil, Inhalt und Ideologie sind ihm egal. Als Entsprechung zur Konsumgesellschaft beschreibt er nur Äußerlichkeiten. So fallen seine Werke nihilistisch, zynisch, bis unreif aus.
Sind also bereits ein neuer, postsowjetischer und postpatriotischer literarischer Kanon und nationale Identität entstanden?
Die Erweiterung um früher verbotene und ausländische Literatur hat den literarischen Kanon schon in den Achtziger Jahren stark verändert. Auch die Popularität von Science Fiction, Krimis und Esoterik stellt eine Abkehr vom sowjetischen Kanon dar. Als Zeichen der Erneuerung etablierten die „neuen“ Dichter 1997 eine eigene Assoziation der ukrainischen Schriftsteller (AUP) als Alternative zum offiziellen Schrifstellerverband (NSPU).
Sabuschkos „Feldstudien“ und Andruchowytschs Essays und Romane erregten nicht nur im eigenen Land Skandale, sondern wurden auch international als erste Vertreter einer neuen ukrainischen Literatur wahrgenommen. Ihr Erfolg ermutigte die Nachfolgegeneration. Die heutigen Autoren stehen im Austausch mit der globalen Kultur und agieren multilingual als Botschafter ihres Landes. Speziell für die Lyrik gilt jedoch eine gewisse Übersetzerfeindlichkeit, da noch heute die gebundene, syllabo-tonische und gereimte Form dominiert.
Die Herstellung der staatlichen Souveränität und die relative politische Stabilität befreite den ukrainischen Dichter wie es Sabuschko in ihrem Vortrag „Die Sprache einer Nation – Den Dichter neu erfinden“ formulierte „von seiner Pflicht, die Nation zu retten“. Mit der postmodernistischen Phase des Karnevalismus und der Performances schlug die ukrainische Literatur einen sehr eigenen, von Russland verschiedenen Weg ein, der gleichzeitig einen neuen Kanon und eine neue Identität verspricht.
So ist schon zehn Jahre nach der Unabhängigkeit ein unerwarteter Trend entstanden: „Es ist hip, Ukrainisch zu sprechen und ukrainische Bücher zu lesen. In der … Buchhandlung in Dnjepropetrowsk hatte ich eine Lesung; im Saal waren etwa 500 Zuhörer. Ich sagte zu den Organisatoren, dass das wahrscheinlich alle Ukrainisch-Leser in dieser russischsprachigen Millionenstadt seien. Man antwortete mir, dass auch neunzig Prozent der im Saal Anwesenden Russen seien, die sich für ukrainische Literatur interessierten“, sagt z.B. Andruchowytsch in einem Interview vom 05.03.2007 mit der NZZ. Ukrainische Verlage konkurrieren bereits um die erfolgreichen jungen Autoren. Diese haben die Eigen-PR entdeckt, zum Beispiel mit Poetry-Slams, deren erster im Jahr 2006 in Charkiw stattfand. Seit der orangen Revolution begegnet man den ukrainischen Autoren auch außerhalb der Ukraine mit gestiegenem Interesse.
Jurko Pokaltschuk geht sogar noch weiter und behauptet: „Die zeitgenössische ukrainische Literatur hat die russische überholt.“ [4]
Weltweitweb, im April 2008
Jutta Lindekugel
Ukrainische Lyrik auf Deutsch:
Karin Warter / Alois Woldan (Hrsg. 2004): Zweiter Anlauf. Ukrainische Literatur heute. Passau.
Hans Thill (Hrsg. 2006): Vorwärts ihr Kampfschildkröten. Gedichte aus der Ukraine. Heidelberg.
Aus dem Brodina-Verlag (Reichelsheim):
– deutsch-ukrainische Lyrikeditionen
Jurij Andruchowytsch (1995): Spurensuche im Juli.
Ihor Rymaruk (1996): Goldener Regen.
Lina Kostenko (1998): Grenzsteine des Lebens.
Wiktor Kordun (1999): Weiße Psalmen und andere Gedichte.
Wassyl Herassymjuk (2001): Der Dichter in der Luft. Huzulische Erzählgeschichte.
– Anthologien
Anna-Halja Horbatsch (Hrsg. 2003): Kerben der Zeit. Ukrainische Lyrik der Gegenwart.
Anna-Halja Horbatsch (Hrsg. 2005): Alles kann wie in Gebeten sein. Ukrainische Lyrik mit christlichen Motiven.
Jurij Andruchowytsch (Hrsg. 1998): Reich mir die steinerne Laute. Ukrainische Lyrik des 20. Jahrhunderts.
– Einführungen
Anna-Halja Horbatsch (Hrsg. 2001): Die ukrainische Literatur entdecken. Ein deutsch-ukrainische Lesebuch mit kultur- und literaturhistorischen Prosatexten.
Anna-Halja Horbatsch (Hrsg. 2002): Die Ukraine im Spiegel ihrer Literatur.
Erläuterungen zu Verweisen im Text:
[1] weite Kosakenhosen
[2] Hauptstrasse in Kiew
[3] Zitat von Neborak nach Volodymyr Dibrova: „Breaking the mold, following fashion“, Seite von Transitions online http://www.tol.cz/look/TOLrus/article.tpl?IdLanguage=1&IdPublication=7&NrIssue=9&NrSection=1&NrArticle=5126)
[4] http://news.mediaport.info/eng/culture/2006/2545.shtml
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