Berichte von der Insel – 2. Fuzzi Logik
Eine Prosaminiatur von Walther
Wenn man eine Reise tut, muss man etwas für die Daheimgebliebenen mitbringen. Wenigstens für den Enkel.
Um der Kur die beste Wirkung zu verleihen, ist der Strandspaziergang angeraten. Dabei geht ist nicht darum, sich auf dem befestigten Weg in sicherem Abstand die Hacken krumm zu laufen; vielmehr ist damit gemeint, sich auf dafür geeigneten Schusters Rappen direkt an die Stelle zu begeben, wo das Meerwasser in Wellenform den Sand bereits annässt. Dort, so wissen es die Auguren, also die, die das wissen sollten, ist das Klima nochmals anders, also reizvoller bzw. reizender, denn wir sind ja einem Reizklima ausgesetzt, wenngleich diese Reize allenthalben, die wir uns in der zweiten Januarhälfte des Jahres des Herrn Zwotausendneunzehn befinden, eher sparsam ausfallen.
Kurz: Kalt ist es. Und windig.
Wenn man sich die breite Haupttreppe der Bewehrung hinunter zum tiefergelegenen Sandstrandbereich hinunterbegibt, findet man rechts und links der Treppe zwei mit Warenständen zugestellte Türen. Das Gewölbe unter den beiden geschwungenen Treppenbögen ist mit Waren angefüllt, alles Textilien und Gegenstände, die das Strand- und Inselfreizeitleben beleben und erleichtern sollen, um damit die Gäste zu erleichtern.
Wenn man die linke Katakombe betritt, ist man ebenso erleichtert und wie entzückt, hier das obligatorische Insel-T-Shirt zu entdecken. Der Preis ist zwar happig und geht sehr entschlossen knapp am Nepp vorbei, aber man kann voraussetzen, dass das vergleichbare T-Shirt auf Sylt sicherlich in der Nähe des doppelten Preises angesetzt werden würde (und weniger ansehnlich wäre, da total überdesignt).
Um der töchterlichen Zeihung einer väterlichen Geschmacksverirrung zu entgehen – oder wenigstens den Versuch des Verhinderns einer solchen Designkatastrophe zu unternehmen –, ist angeraten, großmütterlichen Rat einzuholen. Daher muss der Erwerb in zwei Phasen erfolgen: Erst Sichtung des Terrains. Dabei ist zu beachten, dass Farben und Größe entscheidende Merkmale sind, die zur Einholung der Entscheidungsunterstützung bekannt sein sollten. Es kann evtl. angezeigt sein, die zur Wahl stehenden T-Shirt-Option abzulichten und mit Hilfe eines bekannten Chatprogramms der Dame des Herzens vor die Augen zu bringen.
Zweitens der Erwerb.
Gesagt, getan.
Die Auskunft, dem Kleinen stehe rot so gut, wie dessen Mutter jüngste berichtet habe, zeigt nun die Richtung an, in die der Kaufakt selbst sich zu bewegen hat. Am nächsten Tag, einem herrlich sonnigen kalten und relativ windarmen Sonntagmorgen, wird dieser schließlich am Ende eines langen Rundgangs durch die Inselmetropole finalisiert. Da der Preis auf 0,99 €uro genau ausgezeichnet ist, wandert der überständige Cent in die DLRG-Spendenbox, die neben der Kasse platziert ist. Man will ja den eigenen Geldbeutel nicht in eine Kupfermine verwandeln.
Am Abend wird das Kaufgut auf den kleinen runden Tischchen des Reha-Zimmers ausgebreitet, abgelichtet und der lieben Ehefrau per Chatnachricht übermittelt. Die umgehende besorgte Nachfrage lautet, ob die Größe denn richtig gewählt sei. Der Antwort „Für 3-4 Jahre“ folgt die Replik: „Du musst dir auch eins kaufen, aber für 60 Jahre.“
Jetzt gilt es, die gute Tat des Tages zu vollbringen: „Dann kauf ich dir aber auch eins, aber für 30 Jahre.“ Der Nachfrage, was denn sei, wenn das dann nicht passte: „Was nicht passt, wird passend gemacht.“
Nun stellt sich die Frage, ob das und wenn ja, was daran Fuzzi Logik ist. Die Auflösung lautet: Wenn der Enkelbengel wieder irgendwas Lustiges angestellt hat, heißt er nicht „Saubua!“, sondern „Fuzzi“. Selbiges, also die Großtaten des Kleinen, weiß das bewusste Chatprogramm häufiger dokumentös und delektarisch zu berichten.
Man sieht: Auch Großmütter gehen mit der Zeit.
One thought on “Berichte von der Insel – 2. Fuzzi Logik”