Die Dringlichkeit des Lesens
Rezension von Walther
Markus Grundtner, Die Dringlichkeit der Dinge, Roman, Graz 2022, Verlag edition keiper, ISBN 978-3-903322-55-4, 230 Seiten, gebunden, AT € 22,00 / DE € 21,40
Der Rezensent hat der Vorteil, das eine oder andere Textstück des Autors bereits gelesen und selbiges Tun genossen zu haben. Immer wenn Markus Grundtner eine Geschichte einsandte, wurde sie auch bei zugetextet.com gedruckt. Die Textwerke hatten oft mit der Jurisprudenz im Allgemeinen und dem Leben im Besonderen zu tun. Allen Texten ist gemein, dass sie von der Liebe handelten – zur Rechtswissenschaft wie dem Leben in vielfältigsten und sehr einfallsreichen Facetten.
Originell ist er schon, der Herr Magister der Rechte.
Als dieses Buch geöffnet und mit dem Lesen begonnen worden war, fühlte sich der Criticus sofort zu Hause. Es ist an dieser Stelle zu notieren, dass er höchstselbstens aus einer Familie mit einer ganzen Genealogie von Juristen entstammt, deren bedeutendste Rechtsperson die erste deutsche Bundesverfassungsrichterin war. Er selbst entzog sich dem Studium der Rechte, blieb aber bei den Staatswissenschaften und folgte Schumpeter nach (und so manch anderer volkswirtschaftlicher Koryphäe, ohne auch nur am Rande eine zu werden). Nun denn.
Zurück zum Roman. Der beginnt mit der mit großem Abstand genialsten Anmache, die der Besprechende jemals gelesen hat (und er hat einen Haufen gelesen, das sei hier zum Eid erhoben, und für Meineid kommt der unbrave Mann erst hinter Gitter und, so Gott als Zeuge bemüht wurde, anschließend zu guter Letzt auch noch in die Hölle). Die Erläuterung von Besitz und Eigentum anhand eines Buches, dessen Besitz wie Eigentum aufgegeben wurde, und die danach fortführende Interpretation von einer guten Beziehung als Glücksvertrag, um damit den Hintergrund der bisherigen gescheiterten Verbindungen der Protagonistin zu erklären – dem Rezensenten schmerzten die Backen, weil er während der Lesezeit aus dem Grinsen gar nicht mehr herauskam. Schmunzeln hätte die Beschreibung des Gesichtsmuskelzustands weit untertrieben.
Die Einweisung in das Geschäftsmodell erfolgreicherer österreichischer Anwälte lässt ebenfalls fast kein Auge trocken. Auf die Irrungen, Wirrungen, Verwirrungen und Verirrungen der weiteren Liebesgeschichte soll an dieser Stelle geschwiegen werden. Auch einen Spoiler über das Ende hat sich der Kritiker zur Aufrechterhaltung der Lesespannung untersagt und hält diese Kautel bis zum veritablen Schluss dieser Besprechung unter erheblichen Schmerzen durch. Auch Kasteiung kann wohltun.
Zusammenfassung: Für dieses Buch muss die Dringlichkeit des Lesens ausgesprochen werden. Ein Kauf kommt dennoch keiner Zwangshandlung gleich, auch wenn er mehr als geboten erscheint.
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