Medaillenwerte Olympia- und Frankfurtsatire
Rezension von Oliver Bruskolini
Andreas Heinzel, Herr Neumann will auf den Olymp, Roman, mainbook Verlag, Frankfurt am Main 2019, 1. Auflage, ISBN 978-3-947612-45-1, Taschenbuch, 272 Seiten, 11,95€
Frankfurt als Ausrichter der Olympischen Sommerspiele, initiiert von einem ambitionierten, ja fast schon dem Größenwahn verfallenen Oberbürgermeister. Der Roman Herr Neumann will auf den Olymp behandelt dieses Thema auf satirische Art und Weise. Die Metropole am Main erhält den Zuschlag und es beginnt ein steiniger Weg, die Stadt auf das kommende Spektakel vorzubereiten. Während ein Großteil der Bevölkerung dem kommenden Sportereignis und dem mit passendem Spitznamen Balla Neumann betiteltem OB wohlwollend gegenübersteht, gibt es auch Widerstand von einzelnen Bürgern und sogar aus den eigenen Reihen. Es beginnt ein intrigantes Ringen um die Realisierung der Spiele.
Mit Herr Neumann will auf den Olymp legen der Autor Andreas Heinzel und der mainbook Verlag einen kurzweiligen, satirischen und auf vielen Ebenen überzeugenden Roman vor, der gerade vor dem Hintergrund der Düsseldorfer Bewerbungsüberlegungen für 2032 einen aktuellen Anstrich bekommt. Ebenso aktuell sind die politischen Possen, die Heinzel immer wieder anschneidet. Ein Gemauschel in Hinterzimmern, der Betrug, der unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgeheckt und als Akt des Gemeinwohls verkauft wird.
Doch es sind vor allem erzählerische Besonderheiten, die diesen Roman zu einem angenehmen und kurzweiligen Lesevergnügen machen. So gelingt es Andreas Heinzel, seine Figuren wie in einer Satire gefordert überspitzt zu zeichnen, ohne gänzlich die Bodenhaftung zu verlieren. Es entstehen Biografien, die dem Leser sympathisch und unsympathisch zugleich erscheinen. Diese Biografien ziehen sich durch sämtliche Positionen und Schichten, soziale Gruppierungen und Einzelschicksale. Der Autor macht vor niemandem Halt und zeigt deutlich, dass Moral und Unmoral nicht ausschließlich in Machtstrukturen eingebettet sind.
Ebenfalls ausschlaggebend sind die Einführungen und Ausgestaltungen einzelner Protagonisten und Handlungsstränge. Die relevanten Figuren werden auf eine Weise eingeführt, die sich an den Erzählfluss schmiegt und eine ungebrochene, stimmige Symbiose mit dem Inhalt eingeht. Zu keiner Zeit entsteht das Gefühl, dass Wendungen oder Ereignisse nur inszeniert wurden, um eine künstliche Spannung zu entwickeln.
Andreas Heinzel erzählt eine fiktive Geschichte, die unterhält, die Spaß macht und die von Wort- und Ideenwitz geprägt ist. Er karikiert eine abwechslungsreiche Gesellschaft rund um die Spiele, bedient Klischees ausreichend, ohne sie gänzlich auszureizen und inszeniert eine der deutschen Vorzeigemetropolen als dorfähnliches Konstrukt. Das alles gelingt ihm überzeugend.