Pannengewehrschütze Pätz

Gedicht von Carsten Stephan

Pannengewehr: Deutsche Verteidigungsministerin
unter Beschuss G36, das Standardgewehr der Bundes-
wehr, weist Mängel auf. Die Ministerin soll nicht schnell
genug reagiert haben“ (Der Standard, 21.4.2015)

 

 

Die Frau Minister kam nach Kunduz,
Ich stand Spalier und blickte brav.
Mir ist’s bis heute eine Ehre,
Dass ich die Frau Minister traf.

Vom Flieger schritt sie ab die Reihen
Und sah dabei sehr glücklich aus.
Doch mein Gewehr hatt’ eine Panne:
Es kamen plötzlich Kugeln raus.

Sie reagierte viel zu langsam,
Bis sie die Gangway rasch bestieg.
Das Heereskorps blies Muss i denn …
Bestimmt gefiel ihr die Musik.

Der gute Kamerad wär besser,
Denn eine Kugel flog zu ihr.
Und ihre Hinterbacken fragten:
Gilt sie mir oder gilt sie dir?

Am Ende wäre eine traurig,
Weil sie nichts abgekriegt allein.
Doch flog zum Glück dann eine zweite:
Gerechtigkeit ist wirklich fein.

Doch werd ich, wie befohlen, schweigen
Zu dem Verteidigungsministerar…
Mich freut, dass weiter nichts passierte,
Weil es ein Friendly Fire war.

Man nennt mich Pannengewehrschütze,
Doch schuld ist einzig mein Gewehr.
Vielleicht ist ihm so ohne Liebe
Der Heimatfront sein Herze schwer.

Vielleicht bekommt ihm nicht die Hitze?
Vielleicht ein Flashback, und es greint?
Jetzt schoss es auf die Frau Minister,
Davor vorbei, statt in den Feind.

Natürlich denk ich wie die Presse:
Skandal! Bringt es nur schnell ins Lot.
Sogar der Feind schimpft: Böse Panne!,
Und ist enttäuscht, anstatt schön t