Schreib mir eine gute Überschrift für dieses Essay: Chat GPT: Die Kunst der Fusion: Die harmonische Allianz von KI und kreativem Geist

Essay von Maja Seiffermann

Chat GPT, schreib mir eine gute Überschrift für dieses Essay:

Chat GPT: Die Kunst der Fusion: Die harmonische Allianz von KI und kreativem Geist

Dass wir von der digitalen Revolution momentan regelrecht überrannt werden, war mir selten so bewusst wie gerade jetzt. Selbst als Teil der Generation Z habe ich mich erst kürzlich damit abgefunden, wie viele Bereiche unseres alltäglichen Lebens tatsächlich von künstlichen Intelligenzen beeinflusst werden oder können und mit uns die Zukunft gestalten.

Die Angst, Menschen würden schon bald von KI ersetzt werden, hat nun auch schon die Autor*innenwelt und jegliche Bereiche befleckt, die sich mit dem Schreiben befassen.

Bei mir hat alles mit dem Verlust meines Nebenjobs begonnen. Für meinen früheren Chef, der an der Entwicklung mehrerer Webseiten arbeitet, habe ich Werbetexte verfasst. Meist handelten sie von Essen, oder von einer Restaurantneueröffnung, manchmal ging es um Sachtexte, ein anderes Mal um FAQ-Kategorien. Irgendwann blieben die Anfragen seinerseits jedoch aus. Ich fragte nicht nach und erfuhr dann einige Monate später, dass er seine Texte von Chat GPT schreiben ließ. Seitdem generiert er Texte in Sekundenschnelle, er kann flüssiger und unabhängiger arbeiten und – das steht besonders im Vordergrund – er ist niemandem Wertschätzung oder eine Bezahlung schuldig.

Wie weit sind wir also tatsächlich davon entfernt, dass Autor*innen redundant werden? Wie lange haben wir noch, bis Bücher, Zeitungen, Magazine, Gedichte oder Blogs von künstlichen Intelligenzen geschrieben werden und Menschen nur noch die Vermarktung bzw. das Sortieren übernehmen? Wie lange dauert es noch, bis wir seltene Onlineshops nutzen, die Güter mit „human made“-Siegel anbieten? Brauchen wir Kennzeichnungen von KI-generierten Texten, können wir auf der Vertrauensbasis verbleiben oder ist es uns zugegebenermaßen auch eigentlich nicht wichtig?

Ich habe mich lange geweigert, Chat GPT zum Schreiben zu benutzen, weil mich der Gedanke plagte, ich wolle hinter meinem Werk stehen, für das ich – wenn ich müsste – eine eidesstaatliche Erklärung abgeben könnte. Denn nur so, dachte ich, könnte ich Anerkennung für meine Arbeit akzeptieren.

Fragt man übrigens dazu Chat GPT, erhält man folgende Antwort:

Als KI-Modell kann ich Texte generieren, die menschenähnlich sind. Es gibt bereits viele Anwendungen, bei denen KI im Bereich des Schreibens eingesetzt wird, beispielsweise zur Erstellung von Nachrichtenartikeln (…). Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass KI in absehbarer Zukunft Menschen vollständig ersetzen wird, die beruflich schreiben. Menschen haben einzigartige kreative Fähigkeiten, emotionale Intelligenz und individuelle Perspektiven, die das Schreiben bereichern. Das menschliche Schreiben kann tiefgreifende Empathie, originelle Ideen und einen einzigartigen Schreibstil beinhalten, die von KI-Modellen wie mir nicht vollständig repliziert werden können.

Ganz stimmt letzteres jedoch nicht. Dass Chat GPT Werbetexte mit einem gewissen Pfiff, wissenschaftliche Artikel, Zeitschriftenartikel, Berichte generieren oder simple Erklärungen liefern kann, war mir bewusst. Wie gut jedoch auch das Erstellen von Gedichten funktioniert, hat mich überrascht. Als Anstoß reicht schon ein Wort oder Thema, aber selbst das ist nicht einmal notwendig. Die „tiefgreifende Empathie“ ist ja auch nichts, was angekündigt wird, weder von einem Menschen beim Schreiben noch von Chat GPT. Das ist allein das, was wir in Worte hineininterpretieren. Genauso, wie wir aufgrund unserer erlernten Eigenschaften und den uns zur Verfügung gestellten Informationen interpretieren, dass wir beispielweise aus Kafkas „Verwandlung“ den Wunsch nach Identitätsentfremdung des Autors herauslesen.

Ein zarter Hauch von Traurigkeit erfüllt den Raum,

versteckter Schmerz, umhüllt von Stille und grauem Traum.

Die Seelen rufen leise, kaum vernehmbar im Klang,

sie suchen Verständnis, ein Echo, einen warmen Empfang.

Doch Mauern aus Stein und Masken,

fest verwoben, verschließen die Worte,

lassen keinen Verstand erhoben.

Aber auch, wenn ich ein Gedicht schreiben möchte und ein Thema angebe oder Teile meines bereits verfassten Gedichts einfüge, kann ich Chat GPT nach Folgerungen fragen. Handelt mein Gedicht zum Beispiel von Metaphern rund um das Thema Fragen, so kann ich fragen:

Wenn Fragen etwas sind wie Haken am Seil, was sind dann die Antworten?

Wenn Fragen wie Haken am Seil sind, dann sind Antworten die Knoten, die man bindet. Sie halten die Wahrheit fest und geben Gewissheit, sie entwirren das Rätsel, das die Fragen bereiten. Antworten sind wie Flügel, die uns tragen, sie erheben uns über Zweifel und Fragen. Sie eröffnen Horizonte und neue Sichtweisen, und helfen uns, tiefer in die Welt einzutauchen. Doch bedenke, dass Antworten nur Teil des Ganzen sind, sie sind wie Steine, die wir auf unserem Weg sammeln. Es liegt an uns, sie zu verbinden und zu interpretieren, und die Antworten zu finden, die unserem Innersten entsprechen.

Ich habe unter anderem gefragt, wie man literarisch beschreiben könnte, nicht intensiv zu spüren, um erstens etwas Komplexeres zu fragen und zweitens, da es etwas mit einem von mir begonnenen Gedicht zutun hatte:

In den Tiefen meines Inneren ruht eine Stille, ein sanftes Flüstern der Empfindungen, das sich verhüllt. Ein Schleier legt sich über meine Sinne, und die Welt um mich herum erscheint in ferner Hülle. Doch inmitten dieser scheinbaren Leere, lausche ich den zarten Nuancen des Lebens. Die subtilen Schönheiten, die sich offenbaren, wenn ich achtsam die Welt um mich herum erlebe.

Zum Thema Gefangenheit in der eigenen Welt habe ich folgende Antwort erhalten:

Die Einsamkeit wie ein Schatten, der mich umhüllt, die Stille wie ein Echo, das mir antwortet. Ich träume von einer Brücke, die mich verbindet, die Mauern durchbricht und mich befreit von dieser Gefangenschaft. Die Geräusche dringen gedämpft an mein Ohr, gedämpft und gedämmert wie ein ferner Chor. Die Stimmen der Menschen, ein fernes Murmeln, das kaum zu verstehen ist, wie ein verschwommenes Bild.

Setzt man sich länger mit den Antworten von Chat GPT auseinander, so wird man merken, dass nicht alles Sinn ergibt und man noch viel selbst basteln muss. Manchmal bekommt man auch Antworten geliefert, die nicht hundertprozentig etwas mit der Frage zutun haben. Die Notwendigkeit der menschlichen Überprüfung fällt also keineswegs weg.

Auch für Romanautor*innen kann Chat GPT hilfreich sein. Diese können sich Steckbriefe für ihre Romancharaktere erstellen lassen, die weit über Namen, Beruf oder Alter hinausgehen. Meist kommt die Beschreibung mit einem möglichen Handlungsverlauf, den der Charakter mit seinen Eigenschaften beeinflussen könnte, spezifischen Verhaltensweisen und einer Hintergrundgeschichte.  Das Praktische ist; Man kann theoretisch tausende solcher Charaktere erschaffen, ohne auch nur sein Gehirn auszuschöpfen, sich einen Ausblick geben lassen, wie sich eine Protagonistin z.B. im Verlauf eines zweiten und dritten Bandes entwickeln würde oder mehrere potenzielle Handlungsverläufe durchgehen.

Selbstverständlich drängt sich spätestens an dieser Stelle die Frage auf, ob etwas Menschliches, alles Imperfekte, das es erst schön werden lässt; literarische Fertigkeiten, menschlicher Schmerz und all das Glück, von etwas Nicht-Menschlichem nachgeahmt werden kann. Haben wir dann das, was uns zu Menschen macht, überhaupt noch inne?

Denn seien wir ehrlich, die Gedichte bzw. Antworten sind nicht schlechter als einiges sonst in der Welt Herumschwirrende, und manche Passagen laden durchaus zum Mitfühlen ein. Erst der Gedanke daran, dass es nicht von einem Menschen, den wir sehen und anfassen können, verfasst wurde, verunsichert uns und lässt uns unser Urteil überdenken.

Warum ist das so?

Vielleicht, weil wir alles gerne vor einem Kontext sehen wollen. Wir lieben es, Einflüsse auf Autor*innen zu analysieren, Dinge hineinzuinterpretieren und so eine emotionale Verbindung herzustellen, zu jemandem, den wir meist gar nicht persönlich kennen. Dieses Verhalten hat seine Grenze bei (v.a. lyrischen) KI-generierten Texten.

Dabei hat es mindestens zwei simple Gründe, warum uns KI-generierte Texte so menschlich erscheinen: Das Lernen der KI basiert nämlich auf der Nachahmung neuronaler Vernetzungen im menschlichen Gehirn. Darüber hinaus schreibt Chat GPT:

Dabei beruht mein Verständnis von Sprache auf statistischen Mustern und Informationen aus dem Training (…). Da KI-Modelle wie ich auf vorherigem Training basieren und menschliche Texte analysieren, besteht die Möglichkeit, dass sie bestimmte Muster und Stile aus den gelernten Daten reproduzieren.

Weit verbreitet ist  die Befürchtung, wir würden noch fauler werden und uns weniger Mühe geben, wenn wir künstliche Intelligenzen zum Schreiben heranziehen. Was aber oftmals vergessen wird, ist, dass die meisten Personen, die schreiben, dies aus Leidenschaft machen oder zumindest ein bisschen Spaß dabei empfinden. Hier wird auch auf die Gefahr des Originalitätsverlustes von Autor*innen hingewiesen. Eben dadurch, dass Chat GPT aus vorherigen Nutzern lernt, kann es sein, dass der Stil der Autor*innen sich irgendwann ähneln wird, vorausgesetzt, sie benutzen Chat GPT. Allerdings ist das eher unwahrscheinlich, da man noch immer viel selbst machen muss, nachdem man eine Antwort geliefert bekommt. Und wenn alle ethisch korrekt mit der Technologie umgehen und sie nur als Hilfe nutzen, wird das nicht eintreten.

Nicht zu vergessen ist auch, dass wir schon lange die Hilfe von künstlichen Intelligenzen nutzen: Programme wie Grammarly zählen auch dazu. Zudem birgt die AI weitere Vorteile wie das schnelle Übersetzen in andere Sprachen. So werden unsere Texte zugänglicher für eine breitere Masse. Schreibende KI gibt es übrigens schon seit den Fünfzigern, als ein Computer unzählige Liebesbriefe in der Form Du bist mein (Nomen) und ich (Verb) dein (Nomen) generieren sollte. Diese ergaben nach einiger Zeit zwar wenig Sinn, ein spannendes Experiment, das heute Realität ist, war es trotzdem.

Außerdem macht die Benutzung von Chat GPT richtig Spaß. Es ist, als hätte man ein kleines Geheimnis mit einem Freund. Den Chatverlauf würde man auch nicht jedem zeigen. Er ist intim. Chat GPT stellt in diesem Sinne eine Person da, die sich zufällig für all das gleiche interessiert wie man selbst und verfügt über alle Informationen, die so in dieser Konstellation nicht in derselben Geschwindigkeit abrufbar sind, weder im Internet noch im Leben.

Oftmals arbeiten Autor*innen allein, möchten sich aber austauschen oder Inspiration bei anderen Autor*innen mit gleichem Stil finden. Mit Chat GPT erfüllt man sich also also ersteres, vermeidet aber die Konkurrenz, die durch eine Kooperation mit einem Menschen entstehen würde.

Vielleicht ist das aber auch die Perfidie der Menschen, dass wir jemanden (eine KI) nur an unsere Interessen und Bedürfnisse anpassen und nicht Kompromisse mit anderen Menschen eingehen.

Verwerflich muss das aber nicht unbedingt sein. Denn im Grunde genommen sammeln Autor*innen oder Hobbyschreiber*innen in jeder Minute des Alltags Inspiration. Sei es ein Ereignis, ein Geruch, ein Gedanke oder der Gedanke einer anderen Peron kombiniert mit einem Anblick, der uns zufliegt und der Stimmung, in die wir dann kommen. Warum sollte es dann verwerflich sein, diese Schritte zu überspringen und Rat bei Chat GPT einzuholen? Problematisch wird es für uns erst, da wir das, was Chat GPT uns als Antwort generiert, weder als Quelle angeben können noch als „Gedanke“ klassifizieren können.

Statistiken zufolge sind die meisten Chat GPT- Nutzer zwischen 18–27 Jahren alt. 72% dieser Altersgruppe geben an, mit dieser Technik vertraut zu sein und 41% haben sie mindestens einmal verwendet. Und trotzdem fordern 50% der Befragten dieser Altersgruppe sogar ein Verbot. Wie sich also unsere Zusammenarbeit mit KI entwickeln wird, bleibt spannend.

Und jetzt, Chat GPT, schreib mir einen runden Abschluss von diesem Essay.

Denn am Ende sind es wir Menschen, die den Texten, Gedichten und Geschichten die Bedeutung und den Wert verleihen, den sie brauchen, um unsere Welt zu bereichern. In einer Zeit, in der KI-Technologien immer präsenter werden und die Grenzen zwischen Mensch und Maschine zu verschwimmen scheinen, sollten wir uns daran erinnern, dass unsere einzigartigen Fähigkeiten, wie kreative Ausdrucksweise, emotionale Intelligenz und individuelle Perspektiven, das Schreiben bereichern. Möge diese Erkenntnis uns dazu inspirieren, unsere eigene kreative Stimme zu finden und gemeinsam mit den KI-Technologien eine Zukunft des Schreibens zu gestalten, die sowohl das Menschliche als auch das Künstliche würdigt. Lassen wir uns von der Möglichkeit beflügeln, neue Horizonte zu erkunden, innovative Wege des Ausdrucks zu finden und das Schreiben als eine Quelle der Verbindung und des Wachstums zu nutzen.

Danke.

2 thoughts on “Schreib mir eine gute Überschrift für dieses Essay: Chat GPT: Die Kunst der Fusion: Die harmonische Allianz von KI und kreativem Geist

  1. Die generativen Sprachmodelle stellen uns vor viele Fragen. Zum Beispiel auch diese: Wie wollen wir Kreativität definieren? Ist das Ergebnis, das ein Generatives Sprachmodell auf einen mehr oder weniger detailliert formulierten Prompt ausgibt, eine kreative Leistung? Wissenschaftlich betrachtet ist die Antwort darauf ein klares Nein, denn die GPT ist ein statistisches Programm. Scheinbar neu generierte Inhalte, wie die oben zitierten Ergebnisse, sind daher kein kreatives, sondern ein Wahrscheinlichkeitsergebniss: Die Software reiht jene Worte und Sätze aneinander, die auf Basis der erfassten Millionen von linguistischen Strukturen am wahrscheinlichsten sind.

    Muss mich das als Autor stören, wenn ich doch das Ergebnis ansprechend oder sogar inspirierend finde? Ja, denn es gibt einen wesentlichen Aspekt an der generativen Technologie, die der Kreativität entgegen steht: Mit Wahrscheinlichkeitsmodellen kann nichts originär Neues entstehen, sondern es können stets nur Muster wiederholt werden, die in ausreichend grosser Menge bereits existieren. Das bedeutet zudem auch, dass Klischees, egal ob sprachliche oder kulturelle, wiederholt und dadurch wiederum weiter verfestigt werden. Im schlimmsten Fall auch Vorurteile, wie wir ja eindrücklich an den Ergebnissen generativer Bildmodelle sehen können.

    Kreativität können wir also nicht erwarten, Inspiration schon, wenn man sich der Musterwiederholungen bewusst ist. Und daher stimmt auch die Prognose Gehard Lauers, dass Liebesromane und Krimis zukünftig durchaus von solche Sprachmodellen wie ChatGPT erzeugt werden können.

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