So richtig nett von Hoffmann und Shakespeare
William Shakespeare, Dreißig Sonette, Englisch / Deutsch, übertragen und herausgegeben von Paul Hoffmann, Attempto Verlag, Tübingen, 2002, 97 Seiten, ISBN 3-89308-345-5
Der Rezensent ist selbst ein notorischer Sonetter, daher also nicht ganz satisfaktionsfähig, da parteiisch. Und er kennt und liebt natürlich William Shakespeare, im Original, aber gerne auch übersetzt und nachgedichtet. Irgendwann flatterte demselben dieser kleine hellblaue Band auf den Tisch. Dort lag er erst einsam eine geraume Zeit, neben vielen großen wichtigen anderen Büchern und Zeitschriften, die es zu lesen galt.
Eines schönen Tags fuhren Rezensent und Liebste an die Algarve, und der Band geriet in den Koffer. Denn ein Bücherwurm kann ohne Bücher nicht reisen, sonst fehlt ihm etwas.
Das erste Lesen führte ob der Kongenialität der Nachdichtungen von Paul Hoffmann in den Ausbruch reinster Verzückung, den die arme Liebste gleich mit lautem Deklamieren von englischem Original und deutscher Nachdichtung, Übersetzung wäre nun wirklich zu kurz gegriffen, über sich ergehen lassen musste.
Dem Text beigegeben ist ein kleines Beispiel der Übertragungskunst des 1999 leider verstorbenen Tübinger Anglisten Paul Hoffmann abgebildet. Der Leser kann versichert sein, dass die anderen 29 Sonette ähnlich überzeugend ins Deutsche der Istzeit quasi „umgesetzt“ sind.
Im Anschluss an die Gedichte ist dem Band ein Essay Paul Hoffmanns aus dem Jahre 1999, sein Vermächtnis sozusagen, angefügt. In der Ausarbeitung „Grundsätzliches und Persönliches zum Übersetzen von Gedichten“ führt der in Neuseeland geborene Hoffmann, der deutsch und englisch als seine Muttersprachen bezeichnet, in das Thema im Allgemeinen ein und nimmt auch zu seinen Shakespeare Nachdichtungen Stellung.
Den Rezensenten haben die Gedichte und Nachdichtungen zu einem Zyklus von Sonetten über die Algarve inspiriert, welcher auf der o.g. Internetseite nachgelesen werden kann. Und er würde sich nicht wundern, wenn andere Dichter und Sonettfans zu ähnlichen Aktivitäten angestiftet würden durch das Lesen dieses Bändchens. Denn was kann es Schöneres geben als gute Lyrik und deren kongeniale Übertragung in eine andere Sprache.
Netfinder: http://www.attempto-verlag.de,
Weltweitweb, den 23.10.2005
Walther Stonet