Wissenswertes über Ratten
Wissenswertes über Ratten
Groteske von Vera Henkel
Oft im Leben begegnet man ja Menschen, die wie Tiere aussehen. Meine Chefin beispielsweise sieht aus wie eine Schildkröte, ihr Mann wie eine Kaulquappe mit Haaransatz. Würden diese beiden durch irgendeinen dummen Zufall erfahren, was ich über sie schreibe, wäre ich meinen Job als Aushilfsbedienung in ihrer Schnellimbissbude los.
Würde der kleine, dunkel gekleidete, gekrümmt gehende Herr von fahl-grünlichem Gesichtstonus, der jeden Mittag kommt und sich zwei Fleischklöße mit Ketchup bestellt, wissen, dass er die Physiognomie einer Ratte hat, würde er vielleicht ab und zu eine frische Tomate essen. Übertrügen Ratten nicht die Pest und die Trichinose, wäre man ihnen eventuell freundlicher gesinnt.
So aber nicht: Wenn Ratten sich erst einmal irgendwo festgebissen haben, lassen sie nicht mehr los. Man muss dann mit der Ratte an der Wade in die Notaufnahme fahren, und natürlich will einen kein Taxifahrer mitnehmen, aus Angst, dass sie überspringt.
Ratten laufen einem gerne mal im Schlaf über Gesicht. Das tun Mäuse nicht, weshalb man sicher sein kann, wenn es einem passiert, dass es eine Ratte ist. Ratten fressen alles, was sich länger als zehn Minuten nicht bewegt.
Ratten lieben die Spezialitäten aus dem Spülmaschinensieb.
Wenn man eine Ratte mittels Kopf-ab-Falle tötet, lebt ihr Geist zweigeteilt weiter und klopft in Vollmondnächten zeitgleich an Vorder- und Hintertür. Ratten überleben selbst gefährlichste Schiffsuntergänge. Sie steigen kurz zuvor in ein spezielles
Rattenrettungsboot und rudern, was das Zeug hält, aus der Gefahrenzone hinaus. Erkälteten Ratten gibt man fünfundzwanzig kleingestampfte Aspirin.
Menschen, die einen ähnlich stabilen Magen hatten, waren: Karl-Friedrich Jurte, Josef de Chalée, Viktoria Emmental und Nestor Magdeburg.
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