Zwei schwermütige Gedichte des Symbolisten Oles’ (1878-1944)
Anmerkung der Übersetzerin
Zwei schwermütige Gedichte des Symbolisten Oles’ (1878-1944). Sie würden gut zum Herbst passen.
OLEKSANDR OLES’
Freude umarmt Trauer…
Mein Lachen erscheint unter Tränen-Perlen.
Und zu einem wunderlichen Morgen verfließt die Nacht
Wie soll ich sie trennen?!
In Umarmung mit der Freude liegt die Trauer.
Die eine fliegt, die andere hält inne…
Und zwischen ihnen findet ein Kampf statt,
Wer stärker ist – ich weiß es nicht…
* * * * * *
Astern
Um Mitternacht erblühten im Garten die Astern…
Wuschen sich mit Tau, wanden sich zu Kränzen
Und begannen auf den rosigen Morgen zu warten
Und ihr Leben in einen Regenbogen der Farben zu kleiden…
Und die Astern träumten einen prächtigen Tagtraum
Von seidigem Gras, von sonnigen Tagen,-
Und in den Träumen erschien ihnen ein helles Märchen,
In dem Blumen nicht welken, in dem ewiger Frühling herrscht…
So träumten die Astern im Garten im Herbst,
So träumten die Astern und erwarteten den Frühling…
Doch der Morgen begegnete ihnen mit kaltem Regen
Und irgendwo im Garten hinter den Büschen heulte der Wind…
Und die Astern bemerkten, dass um sie herum ein Gefängnis war…
Und die Astern bemerkten, dass das Leben vergeblich ist,-
Beugten sich und starben… Und dann wie zum Spott
Erstrahlte die Sonne über ihren toten Körpern!
Übertragen von Jutta Lindekugel im April 2009